Trennung, Patchwork, Pflegekinder: Dieses Buch zeigt alle Formen von Familie
Das beste Kinderbuch, das ich in der letzten Zeit gelesen habe ist "Alles Familie" aus dem Klett-Kinderbuch-Verlag. Und der Untertitel sagt auch schon alles: "Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten."
Ja, so sieht das Leben nach einer Trennung manchmal aus und es ist gut, wenn es Bücher gibt, die diese Lebenswirklichkeit abbilden. Ich liebe die Illustrationen von Anke Kuhl in diesem Buch, man sieht sofort wieviel Arbeit und Herzblut sie in ihre Zeichnungen gesteckt hat. Das Buch gibt es übrigens schon seit 2010, es ist inzwischen in der zehnten Auflage erschienen und Träger des deutschen Jugendliteratur-Preises.
Aber aktuell ist es nach wie vor. Fast jede Familienform wird hier vorgestellt: Eltern, die sich nach der Trennung gut verstehen. Eltern, die sich nach der Trennung nicht gut verstehen. Patchwork-Familien. Pflegefamilien. Adoptivfamilien. Vater-Tochter-Familien, in denen die Mutter verstorben ist. Regenbogen-Familien. Und auch eine Kinderdorf-Familie wird gezeigt.
Familie kann heute vieles sein
Viele Zeichnungen sind wirklich witzig. Beim ersten Durchblättern des Buches musste ich an drei Stellen lauthals lachen, was mir sonst bei einem Kinderbuch selten passiert.
Gestern abend habe ich zum ersten Mal mit meinem Sohn gemeinsam dieses Buch gelesen. Er fand vor allem die Seite von Mia interessant. "Mia hat alles zweimal." Gezeigt wird Mias Zimmer bei Mama und Mias Zimmer bei Papa. Rotes Fahrrad bei Mama. Lila Fahrrad bei Papa. Gelbe Regenjacke bei Mama. Gepunktete Regenjacke bei Papa.
Ein Trennungsbuch, das an manchen Stellen sogar lustig ist
Und er fand die Seite besonders gut, auf der eine Tochte ihre Mutter "Mummelchen" nennt, denn "nicht alle Kinder sagen zu ihren Eltern Mama, Mami, Papa, oder Papi." Mummelchen, bei diesem Wort ist mein 6-Jähriger in schallendes Gelächter ausgebrochen. Er hat sich daraufhin natürlich direkt auch ein paar neue Namen für mich ausgedacht.
Ich mag "Alles Familie", weil es nicht mit dem erhobenen pädagogischen Zeigefinger daher kommt, sondern die verschiedenen Arten von Familie wie selbstverständlich porträtiert. Und lernen kann man beim Lesen auch noch etwas, zum Beispiel dass die Stiefmütter in Frankreich nicht so ein schlechtes Images haben wie bei uns. Dort heißt die Stiefmutter "schöne Mutter": belle-mere und der Stiefvater ist der "beau-pere."
Neue Namen für neue Elternteile
"In Schweden nennt man unechte Elternteile, die man neu bekommen hat, Plastikmama und Plastikpapa." Aha.
Das Buch kostet 14 Euro und eignet sich für alle, die das Thema Familie mit ihren Kindern besprechen wollen. Und für die Kinder ist es beim Lesen schön zu sehen, dass Familie heute so vieles sein kann. Dass das wunderbare Gefühl von Zuhausesein und sich geliebt fühlen nicht allein auf die klassische Dreierkonstellation Vater-Mutter-Kind beschränkt ist.
Über andere gute Trennungsbücher für Kinder habe ich hier schon einmal geschrieben. Meine Empfehlungen für Erwachsene sind diese hier.
Und welche Bücher zum Thema hast du im Schrank? Schreib es mir gerne hier in die Kommentare.
Christina
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