"Für viele berufstätige Alleinerziehende ist die Corona-Krise unerträglich"
Die Zeiten sind momentan für uns alle nicht einfach. Aber wer als alleinerziehendes Elternteil jetzt zuhause mehrere Kinder versorgen, beschulen, bespaßen und gleichzeitig dort auch noch arbeiten muss, kommt definitiv an seine Grenzen. Oder darüber hinaus. Meine Freundin und Blogger-Kollegin Silke Wildner hat die aktuelle Situation zum Anlass genommen, einen offenen Brief an unsere Familienministerin Franziska Giffey zu schreiben. Silkes Aktion ist unterstützenswert, finde ich. Weil es im Kern um die Frage geht: Wie viel ist unsere unbezahlte Care-Arbeit wert? Lest hier ihren Brief und ihre Forderung an die Regierung:
Sehr geehrte Frau Bundesfamilienministerin Giffey,
sehr geehrte Landesregierungen,
mit diesem Schreiben möchten wir Sie auf die äußerst schwierige Lage hinweisen, in die Sie Alleinerziehende und insbesondere alleinerziehende Selbständige gebracht haben.
Durch den Beschluss, Kitas und Schulen für unabsehbare Zeit zu schließen, haben Sie den im Grundgesetz verankerten staatlichen Erziehungsauftrag an uns Eltern übertragen.
Wir Eltern wurden zwangsrekrutiert und in den Staatsdienst gestellt.
Für die zahlreichen berufstätigen alleinerziehenden Mütter und Väter ist diese Situation unerträglich. Neben der ohnehin schon vorhandenen Doppelbelastung von Familie und Beruf kommt jetzt während der Schließung von Kitas und Schulen der staatlich verordnete Zwang, auch während der Arbeitszeiten parallel die Kinder betreuen zu müssen. Dies ist nicht miteinander vereinbar.
Berufstätige Alleinerziehende werden mit Beziehern von Arbeitslosengeld gleichgestellt
Angestellte Alleinerziehende sind dadurch gezwungen, Überstunden abzubauen und den Erholungsurlaub zu opfern. Wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, bietet der Staat den betroffenen Müttern und Vätern an, ihnen 67 % ihres Nettoeinkommens zu gewähren. Sie stellen damit die Betroffenen gleich mit den Beziehern von Arbeitslosengeld I, die gar keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Dies ist unseren Augen eine beispiellose Herabwürdigung von berufstätigen Alleinerziehenden. Ein 100 %iger Lohnausgleich wäre das Mindeste, was diese in der jetzigen Situation vom Staat erwarten können.
Für selbständige Alleinerziehende, die oft auch Alleinverdiener für ihre Familie sind, ist die Kinderbetreuung eine Voraussetzung für ihre Arbeit. Sie übernehmen in der jetzigen Situation nicht nur zusätzlich die Aufgaben von Kita und Schule, sondern sie können deshalb ihre beruflichen Aufträge aus zeitlichen Gründen nicht mehr erfüllen und erleiden gravierende, existenzbedrohliche Einkommenseinbußen. Wegen vermeintlicher Unzuverlässigkeit stehen außerdem Reputation und Folgeaufträge auf dem Spiel. Die Arbeitskraft der selbständigen Alleinerziehenden ist durch den Staat „gebucht“. Und wer bucht, muss in unseren Augen dafür bezahlen . . .
Die Kernfrage: Welchen Wert hat unsere Care-Arbeit?
Sehr geehrte Frau Giffey,
sehr geehrte Landesregierungen,
scheinbar sind Sie der Auffassung, dass die Arbeitszeit von Alleinerziehenden keinen (vollen) Wert besitzt. Wir Eltern gehen aktuell nicht nur einer Erwerbstätigkeit nach, sondern gleich mehreren, weil wir parallel zum Job als unbezahlte Hilfskräftedie Aufgaben von Erziehern/innen und Lehrern/innenwahrnehmen müssen.
Gerade in der jetzigen Situation sollte den verantwortlichen Politikern/innen in unserem Staat klar werden, welche eminent wichtigen Wirtschaftsfaktoren alleinerziehende Eltern sowie die Arbeitnehmer/innen im Bereich der Care-Arbeit darstellen. Vor allem von uns Müttern wird erwartet, unentgeltlich jede Hürde zu nehmen. Das ist nicht fair.
Jetzt ist für die Politiker/innen der richtige Zeitpunkt zu zeigen, wie viel ihnen diese Stützpfeiler unserer Wirtschaft wert sind. Zeigen Sie es uns und bessern Sie finanziell nach!
Herzlichen Dank,
Sina Wollgramm und Silke Wildner
(Das AE-Team – Podcast)
Mehr zu Silkes und Sinas Arbeit und Ansichten erfährst du in ihrem Podcast auf allen gängigen Plattformen und auf dieser Seite
Und was hältst du von diesem Brief? Kannst du die Forderungen nachvollziehen oder betrifft dich das alles gar nicht in der Form, vielleicht weil du im Wechselmodell lebst oder andere Lösungen für dich gefunden hast? Schreib es mir gerne hier unten in die Kommentare oder an info@getrenntmitkind.de
Christina
PS: Wenn du noch Ideen brauchst, wie du dir die Corona-Zeit mit Kind zuhause schön machen kannst, mit Ideen, die nichts kosten, schau dir diesen Post von mir an
PPS: Dir fliegt gerade alles um die Ohren? Du weißt momentan nicht, wie das alles weiter gehen soll? Wenn du Hilfe oder Unterstützung brauchst, schau auf meiner Coaching-Seite www.trennungs-coach.de vorbei, ich unterstütze dich individuell online oder am Telefon.
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