Trennungsfilm im Kino: Die Einzelteile der Liebe
Vor wenigen Tagen ist das Kino-Debüt der deutschen Regisseurin Miriam Bliese angelaufen. „Die Einzelteile der Liebe“ erzählt in verscheidenen Momentaufnahmen so ehrlich wie möglich davon, wie schwer es ist, Eltern zu sein und trotzdem ein Liebespaar zu bleiben. In dem Film geht es um die Irrungen und Wirrungen einer Trennung mit Kind und um das Entstehen einer Patchwork-Familie. Das alles gespickt mit deutscher Musik, beeindruckenden Berlin-Bildern und viel Humor. Mehr zum Film lest ihr hier:
Die Geschichte:
Sophie und Georg lernen sich kennen und lieben, als Sophie hochschwanger von ihrem letzten Freund sitzengelassen wurde. Georg wird für den neugeborenen Jakob wie selbstverständlich zum Vater. Die zusammengesetzte Familie hat mit den üblichen Problemen moderner Eltern zu kämpfen: Wer darf arbeiten, wer kümmert sich ums Kind? Wie viel Freiheit darf noch sein, wie viel Selbstaufgabe muss sein? Und wo bleibt bei alledem die Leidenschaft?
Ein paar Jahre später sind sie getrennt. Jakob ist sechs Jahre alt und Georg und Sophie kämpfen verbissen um das Sorgerecht für ihren Sohn. Doch dann fängt ausgerechnet Sophies neuer Partner an, zwischen den Fronten zu vermitteln.
In einzelnen Momentaufnahmen vor einer Berliner Haustür lässt der Film auf elliptische Weise das Porträt einer Familie entstehen, für die Patchwork Alltag ist. Die Beteiligten verhandeln ihre Sorgen und Sehnsüchte vor Hauswänden, zwischen Pfeilern und auf Parkplätzen. Zuhause ist hier kein sicherer Hafen, sondern ein Durchgangsort, an dem es zieht. Ein lakonischer Blick auf die ganz alltäglichen Unzumutbarkeiten der Liebe.
Die Regisseurin kennt den Patchwork-Alltag
Regisseurin Miriam Bliese (Jahrgang 1978) hat mir geschrieben, dass sie selbst Mutter in einer turbulenten Patchworkfamilie und begeisterte Leserin von getrenntmitkind.de ist. Sie hat diesen Film auch gemacht, um endlich mit einem großen Thema ihres Lebens abzuschließen: Trennungen.
Sie sagt: „Ich halte es für eines der großen Phänomene unserer Zeit, dass wir nicht in der Lage sind zusammen zu bleiben, obwohl wir es uns so sehnlich wünschen. Ich bin umgeben von Paaren mit Kindern, die verzweifelt versuchen, Liebende zu bleiben, und genauso verzweifelt scheitern. Es ist auch meinen Eltern nicht gelungen.
Ich selbst lebe in einer komplizierten Patchworkfamilie. Warum ist das so? Ich denke, die Antwort steckt im Detail. In all den Kleinigkeiten und Banalitäten, die den Alltag der Liebe ausmachen, und die so wenig zu unseren hehren Erwartungen passen.“
"Wir brauchen Rüstzeug für die Zeit nach der Trennung"
Die Berlinerin glaubt, dass eine Trennung an sich keine Katastrophe ist. „Die wahre Katastrophe ist die Unfähigkeit, mit der Trennung umzugehen. Wir brauchen keine Anleitungen, wie sich die Trennung vermeiden lässt, wir brauchen Rüstzeug für die Zeit danach. Deshalb wollte ich in meinem Film auch davon erzählen, wie es nach der Trennung weitergeht.
Eine Zeit, die wiederum aus Kleinigkeiten und banalen Streitereien besteht, aber auch, in seltenen Momenten, aus einer erwachsenen Art von Zuneigung, die vielleicht letztlich die interessantere Form von Liebe ist.“
Ab Februar 2020 auf DVD
Momentan ist der Film unter anderem in den Städten Berlin, Aachen und Münster zu sehen. Ab Februar wird es ihn auf DVD geben.
"Die Einzelteile der Liebe" ist als Mosaik angelegt. Der Film springt zwischen den Zeiten hin und her und erzählt einzelne Momente aus unterschiedlichen Perspektiven.
Miriam Bliese, geboren 1978, ist in Berlin und Paris aufgewachsen. Ab 2005 studierte sie Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und übersetzte parallel zahlreiche Drehbücher und Filme aus dem Französischen. Sie ist Regisseurin und Autorin mehrerer Kurzfilme, die auf internationalen Festivals gezeigt wurden. 2014 erhielt sie den Short Tiger Kurzfilmpreis für „An der Tür“. „Die Einzelteile der Liebe“ ist ihr erster langer Spielfilm.
Unser Liebes-Idealbild werden wir nie ganz los
Was ich persönlich besonders passend finde: Der deutsche Schlager zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Nicht die schönen alten Lieder aus den 20ern, sondern trivialeres Schmalzgut hart an der Schmerzgrenze: Freddy Quinn, Siw Malmquist, Rudi Carell. In den Leidern geht es um Herzschmerz, ewige Liebe und verzehrende Sehnsucht. Bliese sagt: "Die Schlager bilden einen ironischen Kommentar zur Filmhandlung, sie zitieren ein Idealbild von Liebe, das mit dem heutigen Liebesalltag nur noch wenig gemein hat, und das wir doch als Wunschvorstellung nie ganz loswerden."
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