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Großeltern bleiben – auch nach der Trennung

Großeltern bleiben – auch nach der Trennung

28.10.2018. 20:59
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Dass auch die Großeltern von der Trennung ihrer Kinder betroffen sind, daran denken wahrscheinlich die wenigsten. Zumindest am Anfang. Doch auch sie leiden. Weil sie sehen, wie ihr Kind leidet. Oder die Enkel. Oder weil sie aus dem ständigen Grübeln einfach nicht mehr heraus kommen.

Wie geht es jetzt weiter? Ist mein Kind schuld? Werde ich meine Enkelin künftig überhaupt noch sehen? Hätte ich damals etwas anders machen müssen? Und darf ich meine Schwiegertochter jetzt eigentlich noch zu meinem 70. Geburtstag einladen? 

Zwischen allen Stühlen

„Nach einer Trennung sitzen Großeltern gefühlsmäßig häufig zwischen allen Stühlen. Auf der einen Seite ist da die Nähe zum eigenen Kind, auf der anderen aber häufig auch die Loyalität zum Schwiegerkind“, erklärt die Berliner Familientherapeutin und Theologin Barbara Tieves. 

Gerade die Eltern von Söhnen haben häufig Angst, den Kontakt zum Enkel zu verlieren, da die Kinder nach der Scheidung meistens ihren Lebensmittelpunkt bei der Mutter haben. Wenn diese etwa zurück zu ihren Eltern zieht oder aus beruflichen Gründen den Wohnortwechselt, liegen nicht selten Hunderte Kilometer zwischen Oma und Enkel. 

Gertrud Ganser kennt diese Sorgen. Sie arbeitet als Psychologin in der Alleinerziehendenpastoral im Erzbistum Köln und bietet jährlich ein Seminar an mit dem Titel: „Ich bleib doch Oma oder Opa! Großeltern sein nach Trennung der eigenen Kinder.“   Das nächste Seminar findet am 30.3. 2019 statt. Alle Termine und Infos zu dem Kurs und dem weiteren Programm gibt es hier

Angst und Scham, über die Gedanken zu reden

In ihrem Seminar wird es jedes Mal  sehr schnell sehr persönlich, wenn die Großeltern von ihren Erfahrungen berichten. Dabei kommt jedes Mal große Traurigkeit an die Oberfläche. Viele Tränen. Die Sorge, dass es dem eigenen Kind nicht gut geht. Und  die Angst, dass die Enkel zerrissen werden. 

Viele Großeltern kommen als Paar in den Kurs und sind froh, endlich einmal offen reden zu können. Es geht nicht nur um Trauer und Schuld, es geht auch um Scham. Noch immer wird eine Trennung von vielen mit Versagen gleichgesetzt, manche, vor allem in der älteren Generation, empfinden sie nach wie vor als Makel. Das erklärt die große Scheu, im Bekanntenkreis über die eigenen, oft ambivalenten Gedanken zu sprechen. 

Was helfen kann 

Im Alltag geht es darum, wie Großeltern ihrem Kind, ihren Enkeln, aber vor allem auch sich selbst während und nach der Trennung helfen können. „Kein Paar, das Kinder hat, trennt sich leicht. Viele Großeltern entlastet es, wenn sie hören, dass ihr Kind nach wie vor ein verantwortungsbewusster Mensch ist – trotz oder gerade wegen der Trennung“, sagt Diplom-Psychologin Gertrud Ganser. 

Das Auseinandergehen ist in der Regel ein langer Prozess. Die Perspektive, dass ihr Kind die Verantwortung für diesen übernimmt, erleichtert Eltern ungemein. Denn eine Trennung ist eine riesige Herausforderung. Damit sie möglichst glimpflich abläuft, müssen Eltern ihre Kränkungen und verletzten Gefühle zurückstellen, zum Wohle ihres Kindes. 

Zuhören, verstehen, nicht urteilen

Großeltern können einiges machen, um den Familienmitgliedern in der Krise beizustehen, aber verantwortlich sind sie nicht. Oft können sie auch gar nichts tun – und müssen genau das aushalten. Zuhören, verstehen, nicht urteilen: Das hilft schon. Die Berliner Therapeutin Barbara Tieves findet: „Auch Erwachsene brauchen einen Ort, wo ihnen vermittelt wird, das die Welt nicht untergeht. Und sie brauchen das Zutrauen, dass sie weiterhin gute Eltern sind.“ 

Gerade wenn der eigene Lebensentwurf scheitert, tut Respekt von außen gut. Und auch die sonstige Zuwendung der Großeltern: das wöchentliche Abholen der Enkel vom Kindergarten oder die regelmäßige Finanzspritze für die Nachhilfe oder den Klavierunterricht.

Oma und Opa als Ruhepool

Für die Enkel können die Großeltern zum Ruhepol in stürmischen Zeiten werden. In der Trennungszeit wird das ganze Leben der Kinder durcheinandergewirbelt - doch die Wohnung der Großeltern bleibt unverändert. Wenn Kinder merken, dass es ihre Eltern wegen der Trennung nicht gut geht, wollen sie sie oft nicht noch mit ihrem eigenen Leiden belasten. Dann fällt ein Gespräch mit Oma oft leichter. Oder der Nachmittag mit Opa im Hobbykeller – auch mal ganz ohne Reden. 

Die Traurigkeit ernst nehmen 

„Großeltern müssen die Niedergeschlagenheit ihrer Kinder und Enkel ein Stück weit mit aushalten, auch wenn das nicht leicht ist“, sind sich die Expertinnen Ganser und Tieves einig. Auch wenn der Bruch vom eigenen  Kind ausgegangen ist, wird es trauern, und es hat das Recht dazu. Also nicht nur beschwichtigen und sagen: „Es wird schon alles wieder gut“, sondern eher: „Ich weiß, dass es momentan wirklich schwer für dich ist.“ Eltern und Kinder wollen ernst genommen werden. Auch in ihrer Traurigkeit. Gut gemeinte  Ratschläge dosieren Großeltern am besten äußerst sparsam. Und schlecht über den Ex-Partner oder das eigene Kind reden sollten sie gar nicht. 

Übermäßiges Verwöhnen ist kontraproduktiv

„Da Großeltern in der Regel nicht direkt in den Konflikt involviert sind, können sie das ihren Enkeln oft besser vermitteln als die Eltern selbst“, sagt Hans Dusolt. Der Psychologe aus München weißaber auch: „Großeltern tun ihren Enkeln keinen Gefallen, wenn sie meinen, sie müssten die Belastungen kompensieren. Verwöhnendes und bemitleidendes Verhalten baut dem Kind eine Scheinwelt auf und macht den Eltern ihre Aufgabe umso schwerer.“ 

Eine Trennung ist immer eine große Umbruchsituation, auch für Großeltern. Wenn sie selbst darunter leiden, sollten sie etwas tun. Oft hilft es schon, einen außenstehenden Gesprächspartner zu suchen. Das kann ein guter Freund oder ein Profi sein. 

Großeltern-Rechte 

Besonders schwierig ist die Situation, wenn die Großeltern aufgrund der Trennung ihre Enkel nur noch selten sehen können. Doch auch Omas und Opas haben Rechte. Im BGB steht das „Recht auf den Umgang mit dem Enkelkind, sofern dies dem Wohl des Kindes förderlich ist.“ Das ist allerdings eine sehr auslegungsfähige Formulierung. Wenn die Eltern den Kontakt nicht wollen, ist dieses Recht nur schwer einklagbar. Im Regelfall sind die Großeltern also auf den guten Willen ihres Kindes und Schwiegerkindes angewiesen.

 

Foto: Rita Köhler/pixelio.de

 

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