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Jungs erziehen - was für Alleinerziehende wichtig ist

Jungs erziehen - was für Alleinerziehende wichtig ist

05.02.2019. 10:55
(Kommentare: 3)

Am Wochenende war ich auf einem Seminar der Alleinerziehendenpastoral des Erzbistums Köln. Der Titel: „Wie tickst du? Vom Umgang mit Jungs.“ Ein spannendes Thema. Insgesamt waren wir 16 Mütter mit einem gemeinsamen Ziel: Wir wollen unsere Söhne gut begleiten auf ihrem Weg. Wir wollen sie bestmöglich unterstützen. Und wir wollen gerne wissen, warum sie in manchen Situationen so anders sind als wir.

Wild sein. Playstation zocken. Lego- und Kleiderhaufen im Kinderzimmer. Wettbewerb. Duschen/Deo. Am Anfang des Seminars haben wir Begriffe gesammelt, die uns bewegen zum Thema Jungs. Und schon dabei sehr viel gelacht. Jede von uns hätte ihre eigene Geschichte erzählen können zu diesem Thema. Besondere Erlebnisse mit unseren Söhnen. Jungs, die  im Alltag so oft so wunderbar sind. Und uns an anderen Tagen ratlos zurücklassen.

Was tun beim Riesen-Wutanfall?

Wie gehen wir damit um, wenn der 14-Jährige seinen Computer einfach nicht ausschaltet? Was tun wir, wenn er uns in einem Wutanfall üble Schimpfworte entgegen schleudert? Wie bringen wir ihm als getrennterziehende Mutter bei, Respekt gegenüber Frauen zu haben? Und wie können wir am besten für ihn da sein, wenn sein Vater komplett den Kontakt zu ihm abgebrochen hat?

Diese Fragen sind sehr persönlich und unser Seminar war es auch. Viele von uns haben sich sehr geöffnet in unseren Gesprächsrunden – und viel erzählt. Was wahrscheinlich „typisch Frau“ ist.  

Manche Jungs lieben Rosa

Obwohl diese Klischees ja nur Schubladen sind. Auch darüber haben wir am Wochenende gesprochen. Und erfahren: Manche Jungs lieben Rosa und ziehen auch in der Grundschule gerne mal ein Kleid an. Andere kämpfen gerne mit Lichtschwertern und setzen sich danach ruhig hin und basteln konzentriert mit Bügelperlen. Wieder andere lieben den Disney-Mädchenfilm schlechthin: Die Eiskönigin.

Typisch männlich, typisch weiblich?

„Unser Gehirn entwickelt sich so, wie es benutzt wird“, haben die Seminarleiter Gerd Reiners und Svenja Rixen erklärt. Das bedeutet: Männliche Verhaltensmuster sind nicht ausschließlich angeboren. Unser Hirn ist wie ein Muskel, ein flexibler Apparat. Und vor allem, wenn wir etwas mit Begeisterung tun, entwickeln sich viele neue Verknüpfungen. Oder wenn gewisses Verhalten bestärkt wird.

Jungs wollen sich messen

Jungs machen im Laufe ihrer Kindheit und Jugend oft die Erfahrung, dass Leistung wichtig ist und von ihnen erwartet wird. Viele haben den Eindruck, sie müssten durch Leistung ihre Männlichkeit beweisen. Auch deshalb lieben viele Jungs Wettbewerb und wollen sich ständig aneinander messen.

Ein Verhalten, das vielen Frauen – und  Müttern – fremd ist. Viele von uns sind stark auf Harmonie gepolt, auf friedfertige Kommunikation, eben darauf, dass es allen um uns herum gut geht. Weil genau das schon seit Kindheit von uns erwartet wurde. Oder zumindest dachten und spürten viele von uns, dass wir durch Angepasstsein Liebe und Anerkennung bekommen.

 

Welche Vorstellung habe ich von meinem Sohn im Kopf?

Das Geschlechter-Thema ist ein riesiges. Alle Facetten zu beleuchten wäre an diesem Wochenende unmöglich gewesen. Eine Übung, die mir in Erinnerung geblieben ist, ist diese hier. Wir durften uns einen Jungs-Themenkomplex aussuchen, zum Beispiel das Wild- und Lautsein. Und uns dann dazu selbst Fragen stellen:

  • In Situationen, in denen mein Sohn wild ist – was sind meine Affekte und Gefühle?

  • Was ist meine Vorstellung – wie sollte er sein?

  • Was sind die Erwartungen der Außenwelt – wie sollte er sein?

  • Kenne ich diese Gefühle und Erwartungen aus anderen, früheren Situationen? Vielleicht aus meiner eigenen Kindheit?

 

Das Nachdenken darüber hat mir wieder einmal gezeigt, wie sehr uns unsere Kinder unsere eigenen Themen spiegeln. Dass sie nicht nur von uns lernen, sondern wir auch ganz viel von ihnen. Welche großartige Chance unser Elternsein birgt, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln.

Frauen-Gespräche in der Kellerbar

Und was mir ebenfalls in Erinnerung bleibt von diesem Seminar: Die vielen sehr intensiven und offenen Gespräche mit den anderen Müttern. Mit interessanten, klugen, liebenswerten, attraktiven und starken Frauen. Jede von uns hat eine Trennung hinter sich, jede hat ihre eigene Geschichte. Und doch haben wir so viele Themen, die uns alle bewegen.

Besonders spannend fand ich, als mir Mütter mit älteren Teenager-Söhnen von ihrem Alltag erzählt haben. Das fühlte sich für mich an, wie ein Ausblick in die Zukunft.

Die Kunst: einander nahe zu bleiben. Auch während der Pubertät

Ja, unsere Söhne werden jeden Tag älter und die Herausforderung für uns Mütter ist, ihnen trotzdem nahe zu bleiben. Auch wenn wir die Spiele nicht verstehen, die sie gemeinsam mit ihren Online-Freunden im Internet zocken. Auch wenn wir uns wundern, warum der Junge, mit dem wir vor Kurzem noch im Pekip-Kurs auf der Krabbeldecke lagen, plötzlich so viel Deo benutzt. In Kontakt bleiben. Auch in Phasen, in denen das nicht einfach ist. Das ist die Kunst.

Mein Sohn ist erst 6, wir beide haben ein sehr gutes Verhältnis und ich fühle mich ihm sehr nahe. Aber ich weiß: Ewig wird er nicht mehr „Mister Pups“ mit mir auf dem Sofa spielen wollen. Ewig wird er nicht mehr meine Hand halten wollen, wenn er abends mal nicht einschlafen kann. Er wird groß und selbständig und das ist gut so. Und gerade deswegen sind diese Momente für mich schon jetzt so besonders.

Ein Sohn ist ein Geschenk

Schon lange vor diesem Seminar war mir klar: Ich finde es toll, die Mutter eines Sohnes zu sein. Denn es ist ein riesiges Geschenk, einen Jungen ins Leben begleiten zu dürfen. Auch wenn er manchmal laut und wild ist. Seine Socken nicht jeden Abend in die Wäschetonne wirft. Und mit seinem besten Freund glibberigen Slime im Badezimmer mischt – und danach die Spuren in der ganzen Wohnung verteilt.

Mehr Infos zu den Seminaren für Alleinerziehende vom Erzbistum Köln gibt es hier. Die Kurse und Workshops sind offen, wer teilnehmen will, muss nicht zwingend katholisch sein. 

Über die Seminare "Kinder im Blick" und "Zwischen Loslassen und bewahren wollen" habe ich hier schon gebloggt.

 

Foto: Bo & Lill/ pixelio.de

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Kommentar von Sabine |

Du hast das ganz wunderbar geschrieben!
Ein Sohn ist ein Geschenk und eine Tochter ist es auch!
Und wir Mütter sind die gekrönten Königinnen!

War schön, Dich kennen zulernen!

Antwort von Christina Rinkl

Liebe Sabine,

danke dir sehr für den netten Kommentar.

Oh ja, Töchter sind genau solch ein Geschenk wie Söhne.

Sehr schön dich kennengelernt zu haben.

Auf uns Königinnen!

Viele Grüße, Christina

 

Kommentar von Iris |

Ganz toll zusammengefasst und sehr berührend geschrieben! Ich freue mich ebenso, Dich dort getroffen zu haben!

Antwort von Christina Rinkl

Danke dir, liebe Iris.

Wie schön, dass es solche Seminare gibt und man dort so tolle Menschen kennenlernt.

Viele Grüße an dich und die Kinder, 

Christina

Kommentar von Kerstin |

Liebe Christina,

das Seminar hat (gerade durch Deinen Bericht) auch bei mir ein warmes Gefühl hinterlassen. Wir sind Heldinnen des Alltags und gekrönte Königinnen. Es war schön Dich kennengelernt zu haben und auch viele vertraute Frauen wiederzusehen war toll.

Kerstin

Antwort von Christina Rinkl

Danke dir Kerstin für dein nettes Feedback - und viel Erfolg dir mit deinem neuen Frühstückstreff für Alleinerziehende in Bonn (Alle Infos zu dem Projekt gibt es hier).

Christina

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von Christina Rinkl (Kommentare: 1)

Jetzt am Ende des Jahres ist eine gute Zeit, um zurückzuschauen - und gleichzeitig nach vorne. Vor ein paar Tagen habe ich das neue Seminar-Programm der Alleinerziehendenpastoral vom Erzbistum Köln für 2019 zugeschickt bekommen. Ich hatte hier ja schon mal über eines dieser Seminare berichtet. Jedem, der andere Getrennt-Erziehende treffen will, kann ich diese Workshops in Köln und Umgebung empfehlen. Alle Infos gibt es hier:

von Christina Rinkl (Kommentare: 0)

Alleinerziehend – und fremd in Deutschland. Wie fühlt sich das an? Diese Woche war ich auf einer interessanten Fachtagung der Alleinerziehendenpastoral vom Erzbistum Köln. Das Thema: „Kultureller Vielfalt neugierig und achtsam begegnen“. Es ging um die Belastungen von Alleinerziehenden mit Migrationshintergrund und um spannende kulturelle Unterschiede in der Erziehung. Bei den Vorträgen habe ich einiges gelernt. Zum Beispiel, dass afrikanische Mütter mit ihren Babys ganz anders umgehen als wir. Und dass wir andere nie fragen sollten: „Wo kommst du denn eigentlich her?“

von Christina Rinkl (Kommentare: 0)

Die katholische Kirche unterstützt Mütter und Väter in Trennung? Vor meiner eigenen Trennung war mir nicht wirklich bewusst, dass es von der Kirche so viele Seminare und Angebote für Alleinerziehende gibt. Vor einiger Zeit habe ich das Wochenend-Seminar „Zwischen Loslassen und Bewahren wollen“ besucht, veranstaltet von der Alleinerziehendenpastoral des Kölner Erzbistums. Und so war es:

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