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Alleine mit dem Zug zu Papa

Alleine mit dem Zug zu Papa

04.01.2019. 11:42
(Kommentare: 3)

„Kids on Tour“ gibt es inzwischen schon seit 15 Jahren.  Das Konzept: Kinder zwischen sechs und 14 Jahren reisen alleine mit der Deutschen Bahn, mittlerweile auf neun Strecken in Deutschland. Sie werden dabei vom Start- bis zum Zielbahnhof von ehrenamtlichen und professionell geschulten Mitarbeitern der Bahnhofsmission begleitet. Diese haben immer einen großen Koffer mit Spielen und Büchern dabei. Eine Person betreut jeweils maximal fünf Kinder.

Alleine unterwegs im ICE

Von Köln aus zum Beispiel können die Kinder freitags und sonntags in einem IC in Richtung Norden bis Hamburg fahren. Oder in die umgekehrte Richtung mit einem ICE nach München. Manchmal besuchen Kinder ihre Großeltern, die weiter weg wohnen. Oder einen Freund, den sie im Urlaub kennengelernt haben. Aber die meisten Kinder, die „Kids on Tour“ nutzen, fahren zu ihren Vätern. So wie Niclas, Janna und Joanna.

Niclas ist 11 Jahre und fährt alle zwei Wochen mit dem Zug von Köln zu seinem Vater, der in Norddeutschland wohnt. „Ein paarmal bin ich auch schon geflogen, das war auch cool“, sagt er.  Im Zug spielt er meistens an seinem Smartphone. „ Oft zeigen wir Kinder uns auch untereinander neue Spiele.“ 

„Uno“  geht immer

Niclas ist also schon ein sehr geübter Bahnfahrer.  Aufregend ist „Kids on Tour“ immer für Kinder, die zum ersten Mal mitfahren. Das weiß auch Matthias Stahl, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bahnhofsmission, der regelmäßig Kinder von Köln bis Hamburg begleitet. Er sagt: „Im Zug lassen wir die Kinder erstmal in Ruhe ankommen. Gerade freitags sind viele nach der Schule erstmal etwas müde.“  Viele der älteren Kinder spielten anfangs meistens mit ihren Smartphones oder Tablets. Aber spätestens nach 90 Minuten holen die Begleiter dann ihre Spielesammlung heraus. „Der Dauerbrenner unter den Spielen ist Uno.  Das geht immer.“ Manche Kinder haben auch viele Fragen über die Züge. Für die Begleiter ist das Wichtigste, dass sie die Kinder sicher von A nach B bringen.

Tschüss sagen in der Bahnhofsmission

Die Eltern verabschieden ihre Kinder nie auf dem Gleis, sondern immer in der Bahnhofsmission. Sonst würde es bei beispielsweise zehn mitreisenden Kindern auf dem Gleis schnell zu wuselig und unübersichtlich werden. Und zu emotional, denn natürlich ist das Verabschieden nicht immer ganz einfach. Auch für die Eltern nicht.

Johanna ist 9 Jahre alt und fährt etwa alle drei Wochen mit dem Zug zu ihrem Vater nach Hamburg.„Auf den Zugfahrten treffe ich manche Kinder immer wieder, das finde ich gut. Ich höre dann oft Musik oder male. Da ich selbst noch kein eigenes Handy habe, spiele ich dort manchmal mit den Smartphones meiner Freunde. Manchmal mache ich auch Hausaufgaben im Zug.“

Der Preis: 35 Euro pro Strecke

Das „Kids on Tour“-Angebot kostet zusätzlich zur Kinderfahrkarte 35 Euro pro Strecke, plus 4,90 Euro für den Versand der Reiseunterlagen.  Geschwister, die gemeinsam reisen, erhalten 5 Euro Rabatt. Eltern sollten die Begleitung  spätestens sieben Tage vor Reiseantritt buchen unter der Servicenummer 0180-6996633. Die frühzeitige Buchung ist wichtig, da ja der Einsatz der Begleiter geplant werden muss.

80.000 Kinder haben „Kids on Tour“ schon gentutzt

Das Angebot ist ein Erfolg – und vor allem für getrennte Eltern, die weit entfernt voneinander wohnen, eine Erleichterung im Alltag. Seit dem Jahr 2003 sind  mehr als 80.000 Kinder mit „Kids on Tour“ gereist. Viele Kinder finden vor allem das Fahren mit dem ICE bei ihren ersten Allein-Reisen  sehr spannend. Nach einiger Zeit wird es dann Alltag für sie.

Wie zum Beispiel für Janna, 12 Jahre, die regelmäßig von Köln zu ihrem Vater nach Osnabrück fährt: „Meistens höre ich Musik im Zug. Ich finde gut, dass man so auch andere Kinder kennenlernen kann. Wenn man gut beschäftigt ist, vergeht die Zeit schnell. Wer mag, kann im Zug Spiele spielen. Wer möchte, kann aber auch einfach nur seine Ruhe haben.“

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Kommentar von Dresden Mutti |

Ich wusste gar nicht, dass es das auch in der Bahn gibt (ich kannte es aus dem Flugzeug). Ich hab mal nachgeschaut, leider führt keine der 8 Strecken durch Sachsen :-( Aber vielleicht kommt das noch. LG Nadine

Antwort von Christina Rinkl

Kein "Kids on Tour in Sachsen" - ja sowas!

Danke für den Hinweis, Nadine. Das muss sich ändern, finde ich auch.

Viele Grüße,

Christina

Kommentar von Kerstin |

Das Angebot ist super, nur leider permanent zwischen Berlin und München ausgebucht.

Antwort von Christina Rinkl

Liebe Kerstin,

ja, ich habe auch schon gehört, dass man die Tickets teilweise lange im Voraus buchen muss ...

Berlin-München ist ja eine ziemliche Entfernung. Magst du erzählen, wie du das sonst organisierst?

Ist Flugzeug für euch eine Option oder sind deine Kinder noch zu klein dafür?

Viele Grüße,

Christina

Kommentar von Kerstin |

Hallo Christina, die Kinder sind aktuell 13 und 9 Jahre und über Silvester zum ersten Mal allein mit dem Zug zu Papa und wieder zurück zu mir gefahren. Es war für ihren Vater und mich sehr viel anstrengender und nervenaufreibender als für die Kinder.

Die Fahrkarten München-Berlin haben wir extra für den Sprinter gebucht, damit sich die Fahrzeit, und damit die Zeit allein, in Grenzen hält. Die Kinder wurden mit ihren liebsten elektronischen Babysittern (Handys), Akkupacks für den ganzen Zug, Zeitungen für mehrere Monate und Essen,Trinken und Süßkram für einen strengen Winter mit einer Orkhorde in den Zug gesetzt. Als der Zug anrollte schickte ich reumütig, Bilder per WhatsApp an Papa und als der Zug überpünktlich einrollte, er freudige Bilder an mich.

Letztlich hat alles super funktioniert (ein riesiges Danke an die Deutsche Bahn) aber es waren doch sehr unruhige Stunden. Ich denke so wird es wohl weiterhin laufen wenn wir die Kinder nicht persönlich bringen können. Die Kinder haben Spaß an ihren Reisen, sie freuen sich auf ihre Besuche bei Papa und wir Eltern sind zwar nicht mehr zusammen aber werden doch gemeinsam ein paar graue Haare bekommen wärend sie sich immer selbstständiger in der Welt bewegen.
Liebe Grüße Kerstin

Antwort von Christina Rinkl

Liebe Kerstin,

vielen Dank für deinen spannenden Erfahrungsbericht.

Besonders gut gefallen mir die "Akkupacks für den ganzen Zug, Zeitungen für mehrere Monate und Essen, Trinken und Süßkram für einen strengen Winter." :) Herrlich.

Wie aufregend, dass das Ganze für euch Eltern spektakulärer war als für die Kinder.
Und wie beruhigend, dass man trotz Trennung dennoch gemeinsam graue Haare bekommen kann.

Alles Gute für euch und liebe Grüße,

Christina

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