Wie Kinder die Trennung ihrer Eltern erleben
Machen wir uns nichts vor: Eine Trennung gehört zu den größten möglichen Krisen. Nicht nur unser altes Leben bricht zusammen, sondern auch das unserer Kinder. Kinder lieben immer beide Eltern, denn sie sind ja ein Teil von beiden. Das allein macht klar, wie tragisch es für Kinder ist, wenn ein Elternteil schlecht oder abwertend über den anderen redet und das Kind damit in Loyalitätskonflikte bringt. Sigrid Borsche-Braun aus Bonn ist Pädagogin und psychosoziale Beraterin und hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Beratung von Müttern und Vätern nach der Trennung. Für getrenntmitkind.de hat sie aufgeschrieben, wie ein Kind die Trennung erlebt – und wie wir es als Eltern am besten unterstützen können.
Besonders wichtig ist der Kontakt zu beiden Elternteilen
Sigrid Borsche-Braun sagt: Kinder sind Weltmeister im Bewahren wollen; sie haben keinen Einfluss darauf, ob die Eltern sich trennen, und wollen dieses meistens auch nicht. Wenn es denn dazu kommt, sind sie oft traurig, weil sie (genau wie die Eltern) ihr bisher bekanntes Leben und den Traum der "heiligen "Familie aufgeben müssen.
Auch wenn sich für Kinder nach der Trennung oft vieles ändert, wie ein Umzug, Kindergarten- oder Schulwechsel: Wichtig bleibt die Beziehung zu beiden Elternteilen. Kinder wollen und müssen die jeweiligen Anteile ihrer Identität, die sie von beiden Eltern haben, in sich vereinen dürfen, um sich selbst als "vollwertig" zu erleben.
Mit dem Chaos der Gefühle gut umgehen lernen
Diesen Wünschen können Eltern in der Trennungskrise oft nicht entsprechen. Mutter und Vater sind in der Zeit nach der Trennung oft und zwangsläufig mit sich selbst, der Abgrenzung zum Partner und der sich vom Partner abgrenzenden Sorge um ihr Kind beschäftigt. Auch wenn viele Eltern nach der Trennung oft sehr um ihre Kinder bemüht sind: Das Chaos der Gefühle und die damit verbundene emotionale Enge verhindern nicht selten die Offenheit für die wirklichen Gefühle der Kinder.
„Die Kinder reagieren eigentlich gesund auf die Veränderung“, so die Erfahrung von Sigrid Borsche-Braun. „Sie wünschen sich oft, böse sein zu dürfen, sich wie Rumpelstilzchen zu gebärden, oder sie ziehen sich in sich zurück und entwickeln andere Symptome.“
Was Eltern tun können
Kinder benötigen Raum, ihre Nöte unabhängig von den Loyalitäten zu ihren Eltern, ihre Unsicherheit, ihre Depression, ihre Schuldgefühle und ihre Wut zum Ausdruck bringen zu dürfen. Hierbei kann oft eine außenstehende Person helfen. Diese Rolle kann von gemeinsamen Freunden der Eltern oder z.B. der Klavierlehrerin, Verwandten, einem Großvater oder einer Tante oder auch professionellen Therapeuten und Beratern wahrgenommen werden, wenn sie denn von beiden Eltern akzeptiert werden.
„Wenn Kindern in der Trennungsphase der Eltern Raum für ihre eigenen Gefühle zugestanden wird, können sie die veränderte Lebenssituation meistens bewältigen und gestärkt aus der Krise hervorgehen“, so die Erfahrung von Pädagogin Sigrid Borsche-Braun.
Auch negative Gefühle brauchen ihren Platz
„Nun sei doch nicht traurig, du siehst doch den anderen Elternteil bald wieder.“ Diese Worte habe ich in meiner Kindheit oft gehört und genutzt haben sie leider überhaupt nichts. Im Gegenteil, so wird dem Kind vermittelt, dass seine traurigen Gefühle nicht richtig sind.
Besser ist es, Kindern ihre Emotionen zuzugestehen, auch wenn das für uns Erwachsene nicht einfach auszuhalten ist: „Du bist traurig, weil du Papa (oder Mama) jetzt eine Zeitlang nicht mehr siehst. Das verstehe ich. Komm her, ich tröste dich.“ Und dann einfach nur zusammen sitzen und die Gefühle aushalten, kommen und auch wieder gehen lassen. Denn wenn Gefühle gefühlt werden dürfen, können sie sich verändern. Dann können sie auch wieder gehen. Das ist viel effektiver, als alles Unangenehme einfach und schnell wegdrücken zu wollen.
Das gilt übrigens nicht nur für Kinder, sondern auch für uns Eltern. In diesem Text hier habe ich ausführlich darüber geschrieben, wie wir nach der Trennung mit unseren Emotionen wie Wut, Trauer, Angst und Verzweiflung gut umgehen können.
Seminare und Workshops nach der Trennung
Für alle, die tiefer in das Thema einsteigen wollen, biete ich gemeinsam mit Sigrid Borsche-Braun in diesem Sommer in Frechen bei Köln ein Seminar an zum Thema „Wie stärke ich mein Kind in schwierigen Zeiten? Kinder nach Trennung, Scheidung und anderen Krisen gut begleiten.“ Termin ist Samstag, 6.6.2020 von 10 bis 17 Uhr. Preis 45 Euro inklusive Wasser, Mittagessen, Kaffee und Obst. Anmeldung und Infos unter seminar@trennungs-coach.de
Du willst deinem Kind schnell und ganz konkret helfen? In dieser Zusammenstellung hier habe ich verschiedene Bücher aufgelistet, die Kindern und Eltern das Verstehen und Erleben der Trennung erleichtern können.
Und wie siehst du das? Wie hat dein Kind die Trennung erlebt und wodurch konntest du es am besten unterstützen? Schreib es mir gerne hier unten in die Kommentare oder per Mail an info@getrenntmitkind.de
Alles Gute für dich,
Christina
PS: Wenn du dich für mein individuelles Coaching-Angebot für Eltern vor und nach der Trennung interessierst, schau auf meiner Seite www.trennungs-coach.de vorbei
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