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Warum Trennungen zum Leben dazugehören

Warum Trennungen zum Leben dazugehören

22.03.2019. 21:47
(Kommentare: 3)

Puuuh. Das dachte ich, als ich das Thema der aktuellen Blogparade von Sunnybee las: Was bedeutet Menschlichkeit für dich? Ziemlich große Frage, die sich auf ganz verschiedene Arten beantworten lässt. Ich finde, nirgendwo erlebt man das Wunder Mensch näher und direkter als beim eigenen Kind. Wer seinen Sohn oder seine Tochter beim Aufwachsen begleiten darf, bekommt unweigerlich die volle Dröhnung Menschlichkeit ab: Und das nicht nur bei der Geburt, beim ersten Lächeln und bei den ersten Schritten.

Reinhard Mey singt in einem seiner Lieder über das Thema Geburt und er nennt diesen Augenblick „dem Leben in die Karten sehen“. Jeder, der jemals Mutter oder Vater geworden ist, wird sich sein ganzes Leben lang an diese besonderen Momente erinnern, wenn das eigene Kind zur Welt gekommen ist. Gibt es einen pureren Moment von Menschlichkeit, vom Mensch sein oder werden? Wahrscheinlich kaum.

Eltern zu sein bedeutet vor allem das Glück, einen anderen Menschen aus nächster Nähe erleben zu dürfen  

Erst seitdem ich Mutter bin, habe ich eine Ahnung davon, was es tatsächlich und in vollem Umfang bedeutet, Mensch zu sein. Und zwar vom Beginn des Lebens an:

Das erstes Mal vom Rücken auf den Bauch drehen. Die ersten Zähne. Die ersten Schuhe. Das erste richtige Wort, das nicht nur Gebrabbel ist.

Das erste Mal im Buggy sitzen. Das erste Eis im Italien-Urlaub. Das erste Mal Baden im Meer.

Mit einem Säugling und Kleinkind ist man als Eltern so nah an den kindlichen und damit menschlichen Bedürfnissen, wie später wahrscheinlich kaum mehr.

Pipi, Kacka, Pups. Auch das gehört dazu.

Kleine Kinder sind noch ganz Mensch in ihrer reinsten Form. Sie weinen wenn sie traurig sind und freuen sich, wenn sie glücklich sind. Und wenn sie einen dicken Mann sehen, fragen sie: „Mama, warum ist der Mann so dick?“ Sie sind noch nicht berechnend, sie leben ganz im Moment, sie sind authentisch. Genau das, was vielen  Erwachsenen im Laufe der Jahre abhanden kommt.

Natürlich, ohne Kinder kann man auch ein schönes Leben führen. Aber mir selbst hat erst mein Sohn die vielen Facetten vom Menschsein so richtig bewusst gemacht. Nicht zuletzt, weil ich als Mutter auch wachsen darf durch ihn.  Mein Leben ist mit meinem Kind insgesamt so viel schöner, bunter und lustiger geworden. Trotz der vielen schlaflosen Nächte am Anfang. Und der ganzen Gedanken, die man sich als Mutter so macht. Eltern zu sein bedeutet für mich, Menschlichkeit ungefiltert erfahren zu dürfen.

Unsere Kinder wachsen. Und wir Eltern im besten Fall auch

Und es bedeutet auch, mich gemeinsam mit meinem Kind weiterzuentwickeln. Mein Sohn wird in wenigen Monaten 7 Jahre alt. Wenn ich ihn manchmal von der Schule abhole, höre ich, wie er zu seinem besten Freund aus Spaß und mit einem schelmischen Grinsen „Ey Alter“ sagt. Er spielt nachmittags Schach und Uno und Lego Star Wars. Er wird groß. Irgendwann wird er nicht mehr bei mir leben sondern bei seiner Freundin. Er wird arbeiten gehen oder studieren. Oder er wandert, wenn es hart auf hart kommt, nach Acapulco aus. 

Ich freue mich, dass mein Sohn selbständig wird. Und ich unterstütze ihn dabei, so gut ich es nur kann. Und trotzdem freue ich mich sehr, wenn sich seine kleine warme Hand manchmal noch in meine schiebt, wenn wir hinunter in die Stadt laufen. Wenn wir nach der Schule zusammen mit Wasserfarben malen. Oder wenn er jeden Abend „unbedingt drei Bücher“ gemeinsam mit mir lesen will.   

Ein Leben ohne Trennungen gibt es nicht

Auch im Alltag mit Kindern gibt es Trennungen. Kleine zunächst. Der erste Vormittag bei der Tagesmutter. Der erste Tag im Kindergarten. Das erste Mal übernachten bei seinem Freund. Lieben heißt loslassen können und leben heißt es auch. Alles ist im Fluss, alles verändert sich ständig. Trennungen gehören dazu. Nicht nur die großen, einschneidenden von einem Partner, mit dem man lange zusammen war. Auch die kleinen. „Mama, ich schaff das schon, alles gut.“ 

„Die Liebe zum eigenen Kind ist etwas ganz Besonderes“ hat meine Mutter mir immer gesagt. Schon als ich selbst noch ein Kind war.  So richtig verstanden habe ich diese Worte aber erst, seitdem ich Mutter bin. Bedingungslos. Unendlich stark und überirdisch groß. Alles überflutend. Eine Liebe, die immer da ist und die niemals aufhören wird. Wahrscheinlich ist auch das menschlich.

"This is us" - ein brillantes Familienporträt

Sunnybee hat vorgeschlagen, einen Film zu benennen, der uns persönlich eine Antwort gibt auf die Frage, was Menschlichkeit ist. Mein Film ist eine Serie und sie heißt „This is Us“. Ein Machwerk aus den USA über eine fünfköpfige Familie aus Pittsburgh, das zu dem Besten gehört, was ich in den vergangenen Jahren auf dem Bildschirm gesehen habe. Hier wird das Thema Familie sehr tiefsinnig und sensibel porträtiert. Mit ständigen Vor- und Rückblenden über 36 Jahre hinweg, wirklich brillant umgesetzt. Jetzt am Montag startet auf Sixx um 20.15 Uhr die dritte Staffel.

Es geht um die Beziehung zwischen einem Paar und ihren drei Kindern, um Mutter-Tochter-Konflikte, um Eifersucht, den Tod eines geliebten Menschen, um Pflegekinder, Stress im Job, Sex, Rivalität unter Brüdern, um Liebe. Um das Leben. Um Menschlichkeit.

Und was bedeutet diese große Wort für dich? Schreib es mir hier in die Kommentare oder mach mit bei der Blogparade, die noch bis zum 15.4. läuft.

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Kommentar von Sunnybee |

Liebe Christina,
herzlichen Dank für deinen schönen und berührenden Beitrag zu meiner Blogparade! Das ist ja eine richtige Liebeserklärung an deinen Sohn - kannst du ihm mal zeigen, wenn er älter ist!

Antwort von Christina Rinkl

Ja, das mache ich :)

Danke dir.

Kommentar von Sunnybee |

Ja, unsere Kinder zeigen uns, wer wir sind und manchmal lernen wir erst durch sie, wirklich mit vollstem Herzen und bedingungslos zu lieben. Und hierzu gehört – da stimme ich dir vollkommen zu – auch das Loslassen und unsere Kinder „so sein lassen“ wie sie wirklich sind.
Diese Fähigkeit wiederum (die Großzügigkeit und das grundsätzliche Wohlwollen) kommt uns sicher auch in anderen Beziehungen zugute – z.B. in Partnerschaften!
Ganz herzlichen Gruß, Sarah

Antwort von Christina Rinkl

Da hast du recht.

Leben und leben lassen, heißt es ja so schön hier in Köln und dazu gehört auch das "so sein lassen" des anderen.

Das gilt für Partnerschaften natürlich auch. Großzügigkeit und Wohlwollen sind immer gut :)

Liebe Grüße,

Christina

Kommentar von Tanja |

Liebe? Ein Sprichwort besagt, dass man seinen Kindern Wurzeln und Flügel geben soll....
Kinder werden schnell groß. Ich finde, dass man Kindern seine Liebe nicht beweisen muss. Wenn man eine enge Bindung mit seinem Kind lebt, fühlt es sich geliebt. Aber „öffentliche Liebesbeweise“ können Kinder schnell beschämen und man möchte doch gewiss nicht, dass sich ein Kind für das, was wir im Netz über sie, z.T. auch mit Bildern in Netzwerken preisgeben, irgendwann schämen muss.

Antwort von Christina Rinkl

Liebe Tanja,

das sehe ich genau so, Eltern müssen ihren Kindern ihre Liebe nicht öffentlich beweisen.

Ein Kind spürt, wenn es geliebt wird.  Dazu gehört für mich auch ab und zu ein Satz wie: "Schön, dass es dich gibt" oder "Der Tag heute war toll mit dir." 

Solch ein ehrlich gemeinter Satz ist in meinen Augen viel mehr wert als das hundertste hochgeladene Kinderbild bei Facebook oder Instagram.

Viele Grüße und danke für deinen Kommentar,

Christina

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