Gastbeitrag: "Meine Erfahrung mit dem Nestmodell"
Beim Nestmodell bleiben die Kinder in der Familienwohnung, während die getrennten Eltern wechseln. Bei getrenntmitkind.de-Leserin Franziska ist die Sache aber noch ein bisschen anders. Sie hat vier Kinder, einen neuen Partner und wohnt nach wie vor mit ihrem Ex und den Kindern zusammen. In einer Eltern-WG, ähnlich wie Leserin Rita es in diesem Text hier schon beschrieben hat. Ja, es gibt heute viele Lebensmodelle und auch ein Leben nach einer Trennung kann ziemlich besonders sein.
Familie nach der Trennung geht auch anders
Franziska schreibt in diesem Gastbeitrag sehr persönlich, wie es zu ihrer ungewöhnlichen Familien-Konstellation kam, was das Schöne und das Schwierige daran ist - und was ihr Umfeld dazu sagt. Sie nennt ihren Text "Familienlandschaft" beziehungsweise "Ehe plus":
Wie alles begann...
"Unsere Geschichte hat vor 20 Jahren temporeich, bewegt und sportlich begonnen. So ist sie im Weiteren auch verlaufen. Ich, damals 22, er 26 Jahre - beide energiegeladen und voller Tatendrang. Die Freude an der Bewegung, an den Bergen, der Natur und nicht zuletzt das sportliche Rivalisieren haben uns zusammen gebracht.
Unsere Beziehung hat rasant Fahrt aufgenommen. Wir haben uns in die gleiche Richtung bewegt. Es traten wenig bis gar keine Konflikte auf. In unserer berauschten Anfangszeit haben wir nicht gelernt, miteinander zu streiten, Meinungsverschiedenheiten zu klären oder emotionale Nähe zu leben. 5 Jahre Harmonie und unser Begen in dieselbe Richtung führten zur Heirat.
Eine schwierige erste Geburt - und postnatale Depressionen
Die Geburt unserer ältesten Tochter hat uns vor eine sehr große Herausforderung gestellt. Das erste Kind ist ja an sich bereits eine unglaublich komplexe Angelegenheit. Alles steht Kopf und muss neu aufgegleist werden. Bei uns kam noch hinzu, dass unsere Tochter mit einem Geburtsgebrechen zur Welt kam. Es war anfänglich ungewiss, ob es isoliert oder als Syndrom vorhanden ist. Zweiteres hätte bedeutet, dass ein lebenswichtiges Organ mitbetroffen gewesen wäre. Es war isoliert.
Für mich war das Ganze dennoch zuviel. Eine postnatale Depression war die Folge davon. In dieser Zeit fühlte ich mich sehr einsam, emotional verlassen, nicht getragen und unverstanden. Nach 9 Monaten kehrten das Licht und die Lebensfreude langsam wieder zurück.
Und irgendwann waren wir zu sechst
Es gesellten sich im Verlauf der Jahre noch 3 weitere Kinder zu unserer Familie. Eine Tochter und zwei Söhne. Das vierte Kind war eine Überraschung.
Ich musste alle Reserven und noch mehr aufbringen, um den sehr anstrengenden und komplexen Familienalltag zu stemmen. Mein Mann hat weiterhin 100 Prozent gearbeitet, hat sich in Vereinen engagiert, seinen Sport betrieben. Ich blieb auf der Strecke.
Von meiner Persönlichkeit her bin ich sehr freiheitsliebend, kommunikativ, harmoniebedürftig, gern selbstbestimmt und unabhängig. Jahrelang lebte ich entgegen meinem Naturell. Oft habe ich mich gefragt, wieso ich in dieses Leben herein geraten bin, wo ich doch so was von anstehe und das Gefühl hatte dem Ganzen in keiner Weise gewachsen zu sein. Unsere 4 Kinder sind äußerst lebendig, die Konstellation explosiv, so dass immer, und das wirklich immer irgend eine Streitigkeit ausgetragen wird.
"Ich dachte, ich müsste mich einfach nur mehr bemühen"
Ich habe mich nach Kräften eingesetzt, um dem entgegen zu wirken. Dachte, wenn ich mich genug stark bemühe, dann muss es gelingen. Hatte ja bis Anhin funktioniert - viel Einsatz = Belohung.
... es wird herausfordernd...
Ich wollte zudem berufstätig bleiben. Unsere Wohnsituation war nicht ideal. Wir lebten mit 4 Kindern auf 83 Quadratmetern, hatten 1 Kinderzimmer und 1 Elternschlafzimmer.
Finanziell am Limit, haben wir das Elternhaus erworben. Von Streitigkeiten und Uneinigkeiten begleitet, körperlich und seelisch an oder über die Grenzen, mit 4 kleinen Kindern im Schlepptau, beide berufstätig, haben wir in viel Eigenarbeit umgebaut.
Kann ich die nächsten 20 Jahre so weiter machen?
Zum ersten Mal fühlte ich mich richtig leer, noch einsamer als zuvor, isoliert. Alles war selbstverständlich. Ich als Frau unwichtig, fühlte mich völlig unsichtbar, gut genug, um die Kinder zu versorgen, Sex zu haben und zu funktionieren. Das war auch die Zeit, in der ich zum ersten Mal unsicher wurde, betreffend unserer Beziehung. Zweifel kamen auf! Will und kann ich die nächsten 20 Jahre in dieser Art weiter leben. Es wird sich heraus stellen, dass die Antwort nein lautet.
Bin ich noch mehr als Hausfrau, Mutter und Nahrungslieferantin?
Auf der Suche nach Wertschätzung, Anerkennung und mir selbst geriet ich auf unzählige Irrwege. Ich versuchte mit Sport ins Gleichgewicht zu kommen. Habe auf einen Bergmarathon trainiert und den auch erfolgreich absolviert. Dabei braucht es jedoch viel körperliche Substanz, langfristig ein eher defizitäres Geschäft. Es gab eine Phase, in der ich meinen Marktwert aktiv testete... erst unbewusst, einfach um zu erfahren, dass ich noch jemand bin nebst Nahrungslieferantin, Hausfrau und Mutter. Es ging noch was. Dabei machte ich jedoch nicht nur positive Erfahrungen.
Unschöne Geschichten bis hin zu einer Situation, in der es um Macht und sexuelle Nötigung ging.
In meiner Kernfamilie und Beziehung zu meinem konnte ich nicht tanken. Ich fühlte eine Ohmacht. Wie und wo kann ich genügend Ressourcen her kriegen, um im Alltag zu bestehen? Diese Frage beschäftigte mich sehr. Oft fühlte ich mich tief unglücklich. Wir waren als Familie unterwegs oder daheim, am Abend gingen sich alle derart auf den Wecker, dass alle unglücklich wurden. Mich hat es am heftigsten getroffen.
Mein Partner und ich wurden uns immer fremder
Mein Mann machte weiterhin sein Ding. Er mag auch gern Harmonie, möchte aber gar nicht gern emotionale Gespräche führen. Unbemerkt schlich sich eine Distanz in unser Zusammensein.
Ich versuchte nach wie vor alles unter einen Hut zu bringen. Kinder, Haushalt, Beruf, Hobbys, Ehe... das war dann doch zuviel. Mit mit heftigen Schwindelattacken landete ich für mehrere Tage im Krankenhaus. Mein Mann hat sich in dieser Zeit sehr engagiert, tatkräftig angepackt und dafür gesorgt, dass der Karren am Laufen blieb. Für mich, Gespräche, das Gefühl des Aufgehobenseins beim anderen, reichte es nicht mehr. Als ich wieder nach Hause kam, geriet ich sofort wieder in das gleiche Fahrwasser. Dieses Szenario hat sich einige Male wiederholt.
Und trotzdem sind wir noch ein Team
Ich habe in dieser Zeit viele einsame Momente erlebt. Jedoch auch gemerkt, dass wir als Team eigentlich ganz gut funktionieren, freundschaftlich gut miteinander umgehen können. Wir leiten zusammen einen Sportverein in der Gemeinde, können sehr gut nüchterne Projekte planen und durchführen. Es gibt vieles, das in unserem Konstrukt gut läuft.
...ein neuer Stern am Beziehungshimmel...
Vor knapp zwei Jahren durfte ich dann eine zufällige Begegnung erleben, die mein weiteres Leben nachhaltig beeinflussen würde.
So fühlte es sich an... und tut es noch immer...
Berauscht, trunken vor Glück, tief berührt, beseelt, das Bedürfnis und den Mut sich voll und ganz dem Gegenüber hinzugeben, dankbar eine Verbindung zu spüren, die ihresgleichen sucht....
Ein Prozess setzte sich in Gang...
"Nicht die Gefühle für den anderen verletzen. Sondern die Lüge."
Für mich war es immer und ist es nach wie vor wichtig ehrlich und transparent zu sein. Ich bin überzeugt, dass nicht die Gefühle für einen anderen Menschen den Ehemann am meisten verletzen, sondern das Gefühl betrogen und hinters Licht geführt worden zu sein. Also! Von Anfang an ehrlich sein!
Ich hatte keine Ahnung, wie und wohin sich die Geschichte mit dem neuen Mann entwickeln würde.
Tief in mir drinnen spürte ich jedoch ein Vertrauen, dass es richtig ist meinem Gefühl im Herzen zu folgen.
Für eine Weile stand mein Gefühlsleben Kopf, meine Emotionsachterbahn lief auf Hochtouren, das Gedankenkarussell drehte unaufhörlich seine Runden...
Ich will aufrichtig sein, Liebe spüren, eine bereichernde Beziehung leben, Liebe spüren, im Austausch sein und gleichzeitig ist es mir ein großes Anliegen, dass unser Familienschiff auf Kurs bleibt, dass für die Kinder eine stabile Elternschaft mit Vater und Mutter gewährleistet ist. Auch finanziell ist es mit 4 Kindern schwierig, eine Trennung mit zwei großen Wohnungen und allem Pipapo zu stemmen.
Mein Fazit: Das eine muss doch das andere nicht ausschliessen!
Was dabei ganz wichtig ist:
- Ehrlich und achtsam kommunizieren, keine Lügen und Ausreden
- Bedürfnisse klar formulieren
- Ein Umdenken, eine Neudefinition von Beziehung, Ehe, und Zusammenleben muss statt finden. Es darf kein Besitzanspruch auf den anderen da sein.
- Sich zugestehen, dass es in einem Bereich nicht geklappt hat, ohne alles was stabil ist und gut läuft nieder zu reißen aus Enttäuschung darüber.
Und das sind die Stolpersteine:
- Der Ehemann möchte gegen nach aussen hin weiterhin die perfekte Fassade wahren
- Das Umfeld ist irritiert. „Man“ kann doch nicht, das wird nicht funktionieren...etc... in ländlichen Gebieten, wo wir daheim sind, ist die Sozialkontrolle grösser als im urbanen Raum. Daher ist es schwieriger etwas Unkonventionelles auf die Beine zu stellen, es braucht viel Mut.
Mein unkonventionelles Glück:
Der neue Mann an meiner Seite ist bereit, sich voll und ganz auf die Situation einzulassen. Er lebt zu dieser Zeit noch bei seiner Frau und seinen erwachsenen Söhnen. Eine Trennung hat sich jedoch schon länger angebahnt. Mein Erscheinen auf der Bildfläche hat diesen Schritt beschleunigt.
Es ist ihm bewusst, dass mit mir ein großes Gesamtpaket am Start ist und dass es nur ein Miteinander gibt . Sehr tiefe, intensive und ehrliche Gespräche, stunden- und tagelang, inspirierend, vertrauensfördernd...folgten.
"Unser Modell ist auch eine Entlastung"
Sehr achtsam, anfangs zurückhaltend ist der neue Mann unseren Kindern und meinem Mann begegnet. Vertrauen konnte beidseitig aufgebaut werden. Die Kinder akzeptieren ihn sehr gut und spüren auch, dass eine Entlastung der „Kernfamilie“ stattfindet. Eine weitere Person kann auch eine Ressource bedeuten. Es verleiht mehr Freiheiten, sofern die neue Person gewillt ist, sich zu integrieren und der Ehemann es zulässt.
Das sind die Gelingensbedingungen:
- Was das erweiterte Umfeld denkt, muss einem egal sein.
- Sobald man in einem traditionell denkenden Land von der Norm, den gängigen Konventionen abweicht, wird viel genauer hingeschaut, und Außenstehende nehmen sich das Recht, ihre Kritik anzubringen. Eine zerrüttete Ehe, bei welcher die Fassade gewahrt wird, gerät viel weniger in die Kritik.
- Offenheit
- Kein Besitzanspruch auf den Partner und die Kinder von keiner Seite
- Den Kindern nichts vormachen, es braucht aber auch nicht alles gesagt zu werden. Keine Details, das wollen die Kinder gar nicht wissen.
- Wenn sie sich aufgehoben, geliebt und sicher fühlen, hat vieles Platz.
Nun... wir stehen noch ziemlich am Anfang mit unserem Modell. Ich bin guter Dinge und gespannt, wo es uns hinführt."
Wow, liebe Franziska.
Vielen Dank für deinen offen und mutigen Bericht über euer besonderes Lebensmodell nach der Trennung. Ich bin mir sicher, dass du damit vielen getrennt erziehenden Eltern Mut machst, neue Wege zu beschreiten. Es gibt nicht immer nur Schwarz oder Weiß und wenn diese Situation für euch und vor allem auch für eure Kinder passt - wer sollte sich dann daran stören? Außer vielleicht diejenigen, die sich selbst nicht trauen, in ihrem Leben unkonventionelle Wege zu gehen und andere dann dafür verurteilen.
Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen alles Gute.
Und was denkt ihr darüber? Könntet ihr euch diese Form der Eltern-Wohngemeinschaft vorstellen? Oder ist das überhaupt nichts für euch? Schreibt es mir gerne hier unten in die Kommentare.
Christina
PS: Wenn ihr noch mehr zum Thema lesen wollt, schaut euch mein Interview mit getrenntmitkind.de-Leserin Rita an, die ebenfalls in einer WG mit ihrem Expartner lebt.
Zusammenleben mit dem Ex wäre zu viel, aber gemeinsam in Urlaub mit dem Kind, das geht? Dann lest diesen Gastbeitrag zum Thema "Sommerurlaub gemeinsam mit Kind und Ex"
All diese Texte zeigen: Es gibt viele Formen von Familie. Auch und gerade nach einer Trennung.
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Kommentar von Hampi |
Hallo Christina
Das Wichtigste gleich vorne weg… der neue Stern am Beziehungshimmel von Franziska bin ich! Es ist nicht meine Absicht, dass ich mich nun rechtfertigen muss… nein, ich möchte unabhängig davon meine Geschichte erzählen und vielleicht dadurch den Männern zeigen, dass es nebst Schwarz und Weiss auch noch farbenfrohe Seiten im Leben gibt.
Über meine gestrandete Ehe möchte ich keine unnötigen Worte verlieren, denn dies hat mit dem Beitrag „Ehe plus“ nichts zu tun.
Unsere Begegnung war rein zufällig, niemand von uns war auf der Suche nach einem Abenteuer. Aber schon nach kurzer Zeit verspürte ich eine starke Bindung, wir verstanden uns ab den ersten Minuten. Es entstand eine tiefe Verbundenheit, die sich noch heute nur schwer erklären lässt.
Zu Beginn war ich mir unsicher, ob ich diese Gefühle überhaupt zulassen möchte, kann, darf. Es war Franziska, welche mir immer wieder erklärte, dass an den Gefühlen nichts Schlechtes dran sei, diese seien echt. Schon beim ersten Treffen wussten wir über die familiären Bindungen des Gegenübers Bescheid. Offenheit war für uns wichtig… unzählige Stunden verbrachten wir mit tiefgreifenden Gesprächen. So gab sie mir sofort zu verstehen, dass es nur das Gesamtpacket Franziska, d.h. mit 4 Kindern und Ehemann, gab. Als eher schwarz/weiss erzogener und denkender Mensch fühlte ich mich zuerst überfahren mit diesen Gedanken.
Franziska bestand von Anfang darauf, dass wir immer offen kommunizieren. So gab es für uns nie ein heimliches Treffen, ihr Partner war immer darüber informiert, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Schon nach relativ kurzer Zeit ergab sich die Möglichkeit, dass ich ihren Partner bei einem Besuch an ihrem Wohnort kennen lernen durfte. Für mich war es kein leichter Gang in die Höhle des Löwen, aber ich wollte mich diesem stellen. Der unbekannte Begleiter seiner Ehefrau bekam dadurch ein Gesicht und war kein Phantom mehr. Ab diesem ersten Kennenlernen ergaben sich dann immer wieder Momente des Zusammenkommens und Vertraut Werdens. Wie Franziska dies schon geschildert hat, waren wir in unterschiedlichen Konstellationen unterwegs. Und so kam es, dass ich ihren Ehemann nie als Konkurrenz ansah und die vier äusserst lebhaften Kinder in mein Herz schloss.
Anfangs fühlte ich mich als Eindringling, wurde aber von Franziska gleich eines Besseren belehrt. Ich sei eine Erweiterung ihres Gefüges, eine Chance für alle Beteiligten. Und da ich seit dem Zusammentreffen mit ihr eine ganz anderes, mit starken Gefühlen durchzogenes Leben kennen und schätzen gelernt hatte, wollte ich dies plötzlich nicht mehr aufgeben oder auf die wunderschönen Momente verzichten.
Die Allgemeinheit hätte jetzt sicher erwartet, dass Franziska sich vom Ehemann und Vater der gemeinsamen Kinder loslöst. Dabei wären aber sehr viele, immer noch gut funktionierenden Sachen zerstört worden. Franziska und ich wollen damit einen neuen Weg einschlagen, einen Weg, welcher bestehende Gefüge nicht zerstört. Es ist ein Versuch aus allen Begebenheiten das Beste herauszuholen und so die Synergien zu nutzen. Für uns war und ist wichtig, dass die 4 Kinder in einer Familie mit beiden Elternteilen aufwachsen.
Als Ratschlag für Personen, welche in einer ähnlichen Situation stecken, möchte ich Folgendes anmerken:
- Sei immer authentisch.
- Empfinde den Ehepartner nicht als Konkurrenten. Wenn es ein Miteinander geben soll, dann müssen sich beide Seiten kennen und schätzen lernen. Es darf nie Situationen geben, in welchen der Ehepartner durch unser Verhalten blossgestellt wird. So nehmen wir in der Öffentlichkeit auf ihn und die Kinder Rücksicht, passen unser Verhalten an.
- Ich mische mich nie in die Angelegenheiten dieser Beziehung oder Erziehung der Kinder ein. Dies wurde übrigens seitens Franziska auch nie gewünscht. Die Erziehung sei Sache der leiblichen Eltern.
- Wenn aus den Freundes- oder Familienkreisen Fragen auftauchen, dann beantworten wir diese offen und ehrlich. Keine Lügen, denn diese würden früher oder später durchschaut.
- Sei offen für Neues. Höre auf dein Herz.
Wir erlebten in den nun fast 2 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs. Doch immer waren es die Gespräche, welche uns weiterbrachten. Wir legten unsere Gefühle, Bedenken, Träume offen dar… es flossen teilweise auch Tränen. Aber genau dies zeigte mir, dass ich mich bei Franziska aufgehoben und verstanden fühlte. Was daraus entstehen soll, das ist nicht absehbar…. muss es auch nicht, denn wir leben heute und jetzt.
Antwort von Christina Rinkl
Lieber Hampi,
vielen Dank für deinen Kommentar und für diese Schilderung aus deiner Perspektive.
Eure Geschichte berührt mich persönlich sehr. Und ich kann mir gut vorstellen dass "der Gang in die Höhle des Löwen" nicht leicht war, so wie du es beschreibst. Da gehört viel Mut und Stärke dazu. Toll finde ich auch, dass ihr auf die Kinder, den Ehemann und die ursprüngliche Familienstruktur so viel Rücksicht nehmt.
Ich bewundere euch dafür, dass ihr so klar euren eigenen Weg geht, ungeachtet dessen was euer Umfeld vielleicht denkt oder sagt. Zu eurem besonderen Familienmodell gehört viel Offenheit, Toleranz und Verständnis, von allen Seiten. Und sicher immer wieder viele Gespräche, so wie ihr es beschreibt.
Ich wünsche euch von Herzen alles Gute.
Christina
Kommentar von Hannah |
Hallo,
ich bin ganz bewegt. So offene, bedachte Worte liest man selten. Danke, dass ihr alle euch so geöffnet habt und eure Gescichte erzhält habt.
Grüße
Hannah Mayer
Antwort von Christina Rinkl
Liebe Hannah,
genau so sehe ich das auch: Die Geschichte und Offenheit von Franziska und Hampi hat mich sehr beeindruckt und bewegt. Ich bin sicher, dass ihr Text vielen anderen Familien Mut macht, eigene Wege zu finden. Wege, die sich für die eigene Familie richtig anfühlen - und nicht für die vermeintlichen Erwartungen von außen.
Danke dir für deinen Kommentar.
Christina
Kommentar von Stefanie |
Hallo Franziska
Ich finde eure Geschichte tief beeindruckend.Wie hat sich eure Geschichte weiterentwickelt? In meiner momentanen Situation würde ich mir genau eine solche Konstellation wünschen. Mich würde auch die Sicht Deines Mannes interessieren. War er von Anfang an damit einverstanden? Gab es keine Eifersuchtszenen? Falls möglich kannst Du mich auch direkt kontaktieren. Liebe Grüsse Stefanie
Kommentar von Martina Gisler |
Liebe Stefanie
Danke für deine Rückmeldung.
Als erstes grad vorweg: Ja, unser Modell gibt es noch. Inzwischen hat sich das Konstrukt etabliert und gefestigt. Die Kinder schätzen Hampi als zusätzliche Bezugsperson sehr. Oft wird ja befürchtet, dass ein zusätzlicher Mann, den ursprünglichen Mann verdrängt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Bereiche, welche eine neue Person abdeckt, brach lagen. Natürlich ist es wichtig, achtsam vorzugehen und sich nicht aufzudrängen. Einem wackeligen Konstrukt noch ein Bein abzusägen, erachte ich als unvernünftig. Es macht sehr viel mehr Sinn, diesem ein weiteres hinzuzufügen.
Zu deiner Frage nach der Rolle des Ehemanns oder seiner Reaktion.
Natürlich hat er anfänglich nicht begeistert reagiert. Da unser Gefüge damals aber bereits sehr weit auseinanderging, war die Eifersucht nicht riesig.
Meinem Mann liegen die Kinder und ihr Wohlergehen auch sehr am Herzen. Das macht die Verhandlungen sicher einfacher. Inzwischen finde ich die Erziehungsfragen einfacher zu klären, da das Ganze nicht mehr in einer verfahrenen und verkorksten Liebesbeziehung verstrickt ist. Die Dinge können viel sachlicher und klarer angegangen und geregelt werden. Erwartungen, Enttäuschungen und Macht aus der Beziehung grätschen weniger in den Erziehungsalltag hinein.
Wir befinden uns nach wie vor im Prozess, es muss immer wieder nach einem Weg gesucht werden.
Geduld, Vertrauen und Beharrlichkeit helfen dabei sehr... und ja, eine grosse Portion Gelassenheit gehört auch dazu
lg
Martina alias Franziska
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