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Gemeinsam erziehen nach der Trennung – wie gelingt das?

Gemeinsam erziehen nach der Trennung – wie gelingt das?

08.10.2019. 10:04
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Vor einiger Zeit hat sich Nadja Eimer von der Universität Kassel an mich gewandt. Sie forscht im Fachbereich Psychologie über das Thema "Co-Elternschaft", also über das gemeinsame Erziehen eines Kindes nach der Trennung oder Scheidung. Für ihre Master-Arbeit hat sie eine Online-Studie ausgearbeitet, um Eltern zu helfen die Erziehung nach der Trennung zu verbessern – und damit auch die Kinder zu entlasten. Das Ausfüllen ihres Fragebogens ist anonym und dauert nur wenige Minuten.  

Die Psychologin hatte mir geschrieben: „Ich bin überzeugt davon, dass Ihr Blog viele Leute erreicht und ihnen im Alltag  hilft mit der Trennung und der Erziehung der gemeinsamen Kinder umzugehen. Mit meiner Studie möchte ich  der Forschung, und vor allem den Eltern und Kindern helfen, die Qualität der gemeinsamen Erziehung  nach der Trennung zu verbessern.“

Was sind die kritischen Erziehungspunkte nach der Trennung? 

Nadja Eimer hat einen virtuellen Fragebogen konzipiert, der die kritischen Punkte der Erziehung nach einer Trennung aufdeckt. Denn bisher gib es im deutschen Sprachraum wenige bis keine Fragebögen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Auch das zeigt, wie wenig bisher wissenschaftlich über Trennungsfamilien geforscht wurde. 

Aus diesem Grund hat die Kasseler Psychologin für ihre Masterarbeit einen amerikanischen Fragebogen ins Deutsche übersetzt und überarbeitet und ist nun dabei, diesen an Teilnehmern in der Praxis zu testen.

Qualität der Co-Elternschaft soll messbar gemacht werden

Sie wendet sich deswegen an Eltern und bittet: „Unterstützen Sie mich und die pädagogische Psychologie, um künftig die Qualität der Co-Elternschaft messbar zu machen und so gezielt an der gemeinsamen Erziehung arbeiten zu können.“ 

Ich habe den Online-Fragebogen bereits ausgefüllt, es dauert wirklich nur wenige Minuten. Was ich gut an den Fragen finde: Sie decken die typischen Konflikte von Nachtrennungsfamilien auf und machen den Eltern ungünstiges Verhalten im Bezug auf die Kinder bewusst.

Eltern können sich mit Hilfe der Fragen selbst reflektieren

Zum Beispiel wird in der Studie thematisiert, ob man vor dem Kind negativ über den anderen Elternteil spricht – oder ob man das Kind regelmäßig ausfragt über das Leben beim anderen Elternteil. Die Befragten dürfen sich hier selbst einschätzen.

Dass solch eine Selbsteinschätzung nie objektiv sein kann, ist logisch. Aber vielleicht machen diese Fragen den einen oder anderen Elternteil zumindest nachdenklich und helfen beim Reflektieren. Der Fragebogen macht den teilnehmenden Eltern die für Kinder entscheidenden Themen nach einer Trennung sehr bewusst und das finde ich gut.  

Den  Link zum Fragebogen findet ihr hier: https://www.soscisurvey.de/test174269/ 

Dauer: etwa 10 Minuten.

Die Teilnahme ist anonym, es wird auch keine IP-Adresse gespeichert.

Voraussetzungen:

  • Du bist über 18 Jahre alt
  • Du hast  mindestens ein gemeinsames, minderjähriges Kind mit deinem ehemaligen Partner/deiner ehemaligen Partnerin

  „Für die getrennten Eltern soll der Fragebögen „Schwachpunkte“ aufdecken, beziehungsweise einen Fokus auf die Bereiche lenken, die die gemeinsame Erziehung verbessern könnten - natürlich alles im Sinne des Kindes“, sagt Nadja Eimer.  Mit Hilfe evaluierter Fragebögen bestehe somit die Möglichkeit, den getrennten Eltern (ob einzeln oder gemeinsam) eine Unterstützung in der Erziehung zu bieten. „Der Fragebogen soll sowohl die eigenen Stärken und Schwächen, als auch die Probleme in der gemeinsamen Erziehung bewusst machen.“ 

Über Trennungsfamilien wurde bisher nur wenig geforscht

Der amerikanische Fragebogen, den Nadja Eimer für ihre Studie angepasst hat, basiert auf verschiedenen theoriebasierten und evaluierten Modellen. „Ziel meiner Studie ist zunächst zu testen, ob dieser Fragebogen überhaupt auf den deutschen Sprachraum und deutschsprachige Eltern übertragbar ist. Ich habe bereits in einer Vortestung Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, Feedback zu dem Fragebogen zu geben. Nach der Überarbeitung mit Hilfe der Eltern, ist der aktuelle Fragebogen meiner Studie entstanden.“ Nach statistischer und diagnostischer Auswertung am Ende wird die Psychologin überprüfen können, ob die einzelnen Fragen wirklich das messen, was sie zu messen versucht.

Ich finde es gut, dass inzwischen immer mehr über Trennungsfamilien geforscht und berichtet wird. Auch in dem aktuellen Buch „Trennungskinder“, über das ich hier ausführlich geschrieben habe, wird auf verschiedene internationale wissenschaftliche Studien eingegangen.

Auf schwierige Eltern-Konstellationen geht die Studie leider nicht ein

Allerdings: Auch wenn ich die Fragen in Frau Eimers Studie insgesamt treffend finde, geht der Fragebogen aus meiner Sicht leider wenig bis gar nicht auf hochstrittige Eltern-Konstellationen ein. Also auf Eltern-Paare, die aus diversen vorgefallenen Gründen eben nicht mehr (gut) miteinander kommunizieren können. Das habe ich der Studienleiterin mitgeteilt, denn ich finde hier kann die Evaluierung noch verbessert werden.  

Dazu sagt Nadja Eimer: „Ich weiß aus eigener familieninterner Erfahrung, dass getrennte Eltern unterschiedlichste Wege und Methoden haben, weiterhin ihr getrenntes Kind zu erziehen. Oftmals fehlt  von einem Elternteil leider die Bereitschaft, überhaupt auf den anderen Elternteil einzugehen.“  Wer eine Frage für die eigene Situation nicht beantworten kann, kann im Online-Fragebogen das Feld „nicht sinnvoll beantwortbar“ anklicken.

Trennungen gibt es in fast jeder Familie

Gut finde ich, dass die Psychologin sich offenbar umfassend in das Thema Trennung eingearbeitet hat: „Die Arbeit mit Familien ist für mich eine Herzensangelegenheit.  Da ich selbst aus einer großen Familie komme in der es Scheidungs- und Trennungsfälle gibt (unter denen wie so oft die Kinder leiden), rührt mein Interesse auch daher.“ Mit ihrer aktuellen Studie hofft sie einen kleinen Beitrag zur Verbesserung von Co-Elternschaft beitragen zu können. „Ich bin selbst gespannt, wie die Ergebnisse letzten Endes ausfallen.“

Über das Fazit von Nadja Eimers Studie werde ich hier auf dem Blog berichten.

Wer mitmachen will, findet hier noch einmal den Link:  https://www.soscisurvey.de/test174269/

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