Mutterliebe kennt keine Teilzeit
Ich muss damit klar kommen, dass ich an manchen Tagen in der Woche nicht weiß, was für ein T-Shirt mein Kind heute anhat oder was es gegessen hat. Wie sein Schultag war. Mit welchen anderen Kindern es heute gespielt hat. Ob es zum Einschlafen eine Geschichte erzählt oder vorgelesen bekommen hat. Dinge, die für andere Mütter das Normalste der Welt sind.
Eine Spur aus grünen Gummischnüren
Wenn mein Kind weg ist, sehe ich die Spuren von ihm in meiner Wohnung um so deutlicher. Seine Jacke, die hier noch an der Holzgarderobe hängt. Die grünen Gummischnüre, die es sich letztens beim Einkaufen aussuchen durfte, weil er sie so liebt. Sein neu gemaltes Bild. Wenn mein Kind weg ist, ist es in meiner Wohnung leise. Für mich ist diese dröhnende Stille manchmal nur schwer auszuhalten.
Ich weiß, dass sich viele Mütter „endlich einmal wieder einen kinderfreien Abend“ wünschen. Ich kann sie verstehen, aber ich persönlich würde sehr gerne auf sehr viele dieser Abende verzichten.
Mutterliebe und Teilzeit, dass sind Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen. Mutter ist und bleibt man immer. Und die Liebe, die ist an jedem einzelnen Tag da. Auch dann, wenn das Kind gerade weg ist.
Das perfekte Lied dazu
Besonders schön haben dieses Thema Paul Pizzera und Otto Jaus auf den Punkt gebracht. In ihrem Song „Mama“, auf den ich vor Kurzem gestoßen bin. Ein Lied, eine Hymne eines erwachsenen Sohnes an seine Mutter. Pizzera und Jaus sind zwei Österreicher, ihre Musik ist großartig wie ich finde. Hört es euch selbst an:
https://www.youtube.com/watch?v=q8Oe9Zq0XEY
Für mich die besten Zeilen:
„Und hob i gwoat auf di im Regen, host du di imma beeilt,
weil du nie gnumma host nur gebn, als hätst Flyer verteilt.“
Oder auch:
„Weilst jedes Mädl akzeptiert und aufgenommen host,
obwohlst vo Aunfang an scho gwusst host, dass is valoss.
Weil du mein Schädl akzeptierst und mi draufkummen losst,
jede Last wiad erst zua Last, wennst as a Last sein losst.“
Jede Last wird erst zur Last, wenn du es eine Last sein lässt.
Wer momentan nur Bahnhof versteht, hier unten kommt der deutsche Text
Ich wünsche mir sehr, dass mein Sohn auch irgendwann so oder ähnlich empfinden wird, wenn er erwachsen ist.
Und das, obwohl wir uns in seiner Kindheit nicht jeden Tag gesehen haben.
Mama - übersetzt auf Hochdeutsch
(Pizzera & Jaus, 2017)
Weil du für mich bevor du mich niedergelegt hast gesungen hast.
Ganz egal wie blöd ich war, nie auf mich gesponnen hast (Hochdeutsch: nie wirklich böse auf mich warst).
Weil du mich das erste Mal zum Fußballplatz mitgenommen hast.
Vater war so selten da, deswegen hast du das gemacht.
Weil du jeden Elternsprechtag immer mit Humor genommen hast,
mir daheim gesagt hast, du weißt genau, dass ich meinen Weg mache.
Und wie du bei mir unter dem Bett das Säckchen gefunden hast,
hast du es ohne Worte entsorgt und nur gemeint, dass du das hasst.
Hast mit mir dein ganzes Leben immer teilweise geteilt.
Kein Pflaster auf die Wunde gegeben, weil sie ohne schneller verheilt.
Und hab ich gewartet auf dich im Regen, hast du dich immer beeilt,
weil du nie genommen hast, nur gegeben, als hättest du Flyer verteilt
Weil du jedes Mädel akzeptiert und aufgenommen hast,
obwohl du von Anfang an schon gewusst hast, dass ich es verlasse.
Weil du meinen Schädel akzeptierst und mich draufkommen lässt
jede Last wird erst zur Last, wenn du sie eine Last sein lässt.
Wenn du mich schon seit drei Tagen zehnmal angerufen hast.
Nur ich mir keine Zeit für dich, wofür ich mich hasse.
Nicht nur, dass du mir dann keine Vorwürfe machst,
Du lachst ins Telefon und fragst: „Junge, was hast du gemacht?“
Hast mit mir dein ganzes Leben immer teilweise geteilt
Kein Pflaster auf die Wunden gegeben, weil sie ohne schneller verheilt.
Und hab ich gewartet auf dich im Regen hast dich immer beeilt,
weil du nie genommen hast nur gegeben als hättest du Flyer verteilt.
Und ist es einmal soweit , dass dich deine Kraft verlässt
stehe ich schon bereit und weiß genau was man macht.
Weil ich habe von der Besten gelernt wie alle Wunden verheilen
und werde geben wie du gegeben hast und Flyer verteilen.
Foto: Sergej23/pixelio.de
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Kommentar von Tanja |
Hallo Christina,
Das was du in diesem Beitrag kann ich gut nachvollziehen. Ich bin seit drei Jahren vom Vater meines neunjährigen Sohnes getrennt. Es war nicht leicht die letzten Jahre.
Nun aber kam für mich der Supergau, als mein Sohn mir mitteilte er möchte ab sofort ganz bei Papa wohnen.
Ich bin sehr bestürzt und weiß gar nicht so richtig wie ich reagieren soll.
Vielleicht hast du einen Rat für mich? Wie würdest du reagieren, wenn dein Sohn ganz zu seinem Papa wollen würde?
Ich fühle mich zwischen den Stühlen.
Einerseits möchte ich meinen Sohn nicht „hergeben“, andererseits kann ich ihm doch den innigen Wunsch nicht ausschlagen.
Viele Grüße,
Tanja
Antwort von Christina Rinkl
Liebe Tanja,
danke für deinen Kommentar.
Das ist schwer, dir aus der Ferne etwas zu raten, weil ich eure Situation und die Umstände nicht kenne.
Ich schreibe dir eine persönliche Nachricht, dann können wir uns besser austauschen.
Herzliche Grüße,
Christina
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