Ein deutscher Trennungsfilm: „Die Tochter“
Hannah und Jimmy trennen sich. Gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Tochter Luca fliegen sie noch ein letztes Mal auf die griechische Insel Santorini, um dort ihr Ferienhaus zu verkaufen. Dabei kommen sich die Eltern wieder näher. Extrem nah. Zu nah für Luca. Denn die findet das gar nicht toll.
Trennungsgespräch am Strand
Schon die Eröffnungs-Szene führt sofort ins Thema. Wir sehen einen malerischen Strand, gewaltige blaue Wellen und hören, wie Hannah ihrer fünfjährigen Tochter erklärt: „Wenn wir wieder zu Hause sind, zieht Papa aus unserer Wohnung aus. Wir trennen uns. Du hast keine Schuld daran.“ Keinen, der jemals ein Trennungsgespräch mit seinem Kind führen musste, wird diese Szene am Strand kalt lassen.
Und auch sonst ist dieses Regie-Debüt von Mascha Schilinski durchaus aufwühlend und emotional. Porträtiert wird zunächst der Alltag der getrennten Eltern und ihrer Tochter in Berlin. Luca sieht ihren Vater offenbar nicht oft und hängt sehr an ihm. Beide sind sich sehr nah, obwohl Jimmy nicht gerade der zuverlässigste Vater zu sein scheint.
Noch einmal als Familie in den Urlaub
Als Luca sieben Jahre alt ist, beschließen ihre Eltern noch ein letztes Mal zu dritt nach Griechenland zu fliegen. Es geht auf die malerische Insel Santorini, dort steht das Ferienhaus der Familie, für das sich inzwischen ein Käufer gefunden hat.
Jimmy und Hannah bringen die Hütte auf Vordermann, während Luca durch die Gegend streift oder in der Sonne döst. Und dann passiert es. Beim Abbeizen der Möbel fliegen nicht nur Späne, sondern plötzlich Funken. Jimmy küsst seine Ex-Frau leidenschaftlich, bis ihr die Tränen die Wangen hinunter laufen. Offenbar ist da also doch noch ziemlich viel Gefühl zwischen den beiden.
Papa schläft jetzt wieder bei Mama
Es bleibt nicht bei diesem fulminanten Kuss. „Papa schläft heute Nacht mal in Mamas Bett“, verkündet Hannah kurz darauf. Das findet Luca überhaupt nicht toll, denn bisher war sie es, die in diesem Urlaub die ganze Zeit neben ihrem Vater geschlafen hat.
Und überhaupt, dass sich ihre Eltern jetzt wieder so nah sind, sich die ganze Zeit berühren und kichern, gefällt Luca gar nicht. Sie ist eifersüchtig. In der Filmbeschreibung steht: „Die extreme Nähe zwischen Luca und ihrem Vater Jimmy grenzt die Mutter hermetisch aus. Diese wird für sie zur Rivalin, die ihr den Papa wegnehmen will.“ Ja, ok, so kann man das sehen.
Manipulation? Oder eher Verletztheit?
Doch dann heißt es noch weiter: „Erschreckend berechnend verfolgt Luca ihr Ziel, die Wiedervereinigung ihrer Eltern zu sabotieren und wird zur Meisterin der Manipulation. Bis sich vor der Kulisse des Inselidylls ein bösartiger Machtkampf entspinnt.“
Ehrlich gesagt, so extrem negativ habe ich das beim Schauen des Films nicht empfunden. Ja, Luca findet es komisch und ungewohnt, dass ihre Eltern wieder zusammen sind – aber ist das so verwunderlich? Schließlich waren die beiden zwei Jahre lang getrennt und das Mädchen musste damit klar kommen. Natürlich stellt diese Wiedervereinigung ihr Leben komplett auf den Kopf.
Wen liebst du mehr?
„Wen hast du lieber, Mama oder mich?“ fragt Luca ihren Vater. Luca drängt Jimmy dazu, sich verbal für Mutter oder Tochter zu entscheiden. Für mich wirkt das nicht in erster Linie berechnend, sondern verzweifelt. Und Jimmy macht in meinen Augen ganz klar einen Fehler, als er in einer späteren Szene zu Luca sagt: „Wenn du nicht willst, dass Mama und ich wieder zusammen sind, dann mache ich das auch nicht.“ Er gibt seiner Tochter die Verfügungsgewalt über sein Liebesleben, was eine 7-Jährige natürlich komplett überfordert.
Überwältigende Griechenland-Aufnahmen
Spannendes Thema und ein interessanter Film. Wenn er auch für meinen Geschmack zwischendrin einige Längen hat. Aber die Bilder und Szenen von Santorini sind beeindruckend und wunderschön – und machen sehr viel Lust auf den Sommer. Die junge Helena Zengel spielt die Luca brillant, von ihr wird man in den nächsten Jahren sicher noch viel hören.
„Die Tochter“ ist ein deutscher Film aus dem Jahr 2017 und auf DVD erhältlich. Er wurde auf mehreren internationalen Filmfestivals gezeigt und ausgezeichnet.
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