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Patchwork-Leserfrage: Wie kann meine Tochter anderen Kindern erklären, dass sie zwei Papas hat?

Patchwork-Leserfrage: Wie kann meine Tochter anderen Kindern erklären, dass sie zwei Papas hat?

05.11.2019. 11:12
(Kommentare: 1)

Vor einiger Zeit schrieb mir Nathalie (alle Namen geändert): „Ich habe eine Frage an dich. Meine Tochter Amelie (5) weiß nicht, wie sie anderen Kindern unsere Familiensituation erklären soll. Ihren leiblichen Vater hat sie in den vergangenen Jahren nur wenig gesehen. Mein neuer Partner bringt sich sehr in unser Familienleben ein. Amelie empfindet es so, dass sie jetzt zwei Papas hat. Aber sie weiß nicht, wie sie das den anderen Kindern hier bei uns im Dorf erklären soll.“ Was würdet ihr Nathalie raten?

Im Detail hatte sie mir folgendes geschrieben: 

Hallo Christina, 

ich bin Nathalie, 28 und seit der Schwangerschaft bereits getrennt lebend von dem Vater meiner heute 5-jährigen Tochter Amelie. 

Das letzte Jahr war ein sehr ereignisreiches Jahr für uns und vor allem für meine Tochter. 

Ich habe einen neuen Partner gefunden, der sich von Anfang an eingebracht hat und sich liebevoll um meine Tochter gekümmert hat. 

Mit ihrem Vater war es zu dieser Zeit sehr schwierig, weil verschiedene heftige Dinge vorgefallen sind. Mein Ex-Partner hatte dann vorerst keinen Kontakt zu ihr. Es gab ein Umgangsverbot vom Jugendamt.  Inzwischen sieht er Amelie wieder für ein paar Stunden alle zwei Wochen.

Mein neuer Lebenspartner war in dieser schwierigen Zeit an unserer Seite und hat schnell eine wichtige Rolle, auch in Amelies Leben eingenommen. Inzwischen leben wir auch zusammen.

Wer ist Chris? Und warum nennst du ihn nicht Papa?

Jetzt stößt meine Tochter auf das Problem, dass die anderen Kinder sie fragen, wer denn der Chris sei und warum sie ihn nicht Papa nennen würde und was mit ihrem richtigen Papa wäre. Sie ist mit diesen Fragen völlig überfordert und antwortet darauf nicht. So wie Kinder nunmal sind, bohren diese aber oft sehr extrem und fies nach. 

Für meine Tochter ist klar: sie hat zwei Papas. Einen betitelt sie halt nur mit dem Vornamen Chris und den anderen nennt sie "Papa Julian". 

Aber wie können wir ihr sagen, wie sie das den anderen Kindern erklären soll?  Hier wo wir leben, ist noch heile Welt und Patchwork oder alleinerziehend gibt es hier nicht. Totales Dorfleben eben. Daher kennen es die Kinder alle nicht.  

Vielleicht hast du einen Tipp für mich. 

Ich würde mich über eine Antwort von dir freuen. 

Nathalie

Es gibt viele Formen von Familie

Ich habe ihr geschrieben: 

Liebe Nathalie, 

danke für deine Mail.

Ich freue mich für dich, dass du einen Partner gefunden hast, der dich und deine Tochter so gut unterstützt.

Dass die Kinder nachbohren, kann ich mir gut vorstellen, und auch dass das bei euch auf dem Dorf alles nicht einfach ist. 

Ich finde aber, deine Tochter sieht die ganze Sache sehr klar: Sie empfindet es offenbar so, dass sie zwei Papas hat. Ihren leiblichen Vater und jetzt auch Chris. Ich finde, das kann sie auch genau so den Kindern kommunizieren, wenn diese sie fragen.

(Anmerkung: Das soll nicht heißen, dass Kinder den neuen Partner ihrer Mutter generell als Vater betrachten oder bezeichnen sollten. Der leibliche Vater bleibt natürlich immer der Vater und der neue Partner ist in den meisten Fällen "der Chris" oder "der Markus" -  ein Freund oder Kumpel für das Kind oder eben ein „Bonus-Vater“ wie der dänische Familienexperte Jesper Juul es so schön beschrieben hat. Aber Amelie scheint das in ihrer Situation anders wahrzunehmen – und auch das ist in Ordnung.) 

Bücher helfen beim Drüberreden

Du kannst deiner Tochter erklären, dass Familien heute sehr verschieden sind, dass sie nicht immer nur aus Vater, Mutter und Kind bestehen. Dass es auch Regenbogenfamilien gibt und Kinder mit zwei Vätern. Sehr gut wird das in dem Bilderbuch „Alles Familie“ vermittelt, kennst du das? Ich habe hier auf meinem Blog darüber geschrieben: https://www.getrenntmitkind.de/details/alles-familie.html

Das Buch ist sehr schön illustriert und witzig gemacht, vielleicht ist das ja was für euch. 

Bestimmt stärkt es deine Tochter, wenn sie gemeinsam mit dir Bücher wie diese liest. Aber auch wenn sie schweigt, wenn sie von anderen gefragt wird, ist es ok. Sie muss nicht auf jede Frage reagieren, wenn sie das nicht möchte. Und wenn sie den anderen antwortet was sie persönlich für richtig hält: Prima. Auch Kinder vom Dorf dürfen schon im Kindergarten lernen, dass es viele Formen von Familie gibt. 

Herzliche Grüße,

Christina 

Und wie seht ihr das? Hatten eure Kinder auch schon einmal Schwierigkeiten damit, anderen ihre Familiensituation zu erklären? Oder ist das bei euch alles ganz easy? Schreibt es mir gerne hier unten in die Kommentare oder an info@getrenntmitkind.de  

 

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Kommentar von Amanda |

Vielfältige Familienstrukturen sind normal! Kinder sollten die Freiheit haben, ihre Sichtweise zu teilen, wenn sie möchten. Bücher können dabei helfen.

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von Christina Rinkl (Kommentare: 0)

Jede Trennung ist anders. Und trotzdem haben viele Geschichten vieles gemeinsam. Hier berichtet Isabell (alle Namen geändert), wie es bei ihr war. Sie hat ein Mädchen (4) und einen Jungen (9) und ist seit drei Jahren getrennt erziehend. Als ihr Mann sie wegen einer anderen Frau verließ, stürzte ihre Welt zusammen. Heute versteht sie sich gut mit ihrem Ex-Mann. Wie beide das hingekriegt haben, lest ihr hier:

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